Roger Daltrey Roger Daltrey: Rockstar nimmt Tee statt Drogen

London/dpa. - Daltrey hat zwar als Mitgründer und Sänger der englischen Band TheWho eine ebenso aufregende Zeit auf der Bühne hinter sich wie seinKollege von den Rolling Stones, der vor kurzem seinen 65. Geburtstagfeierte. Doch im Gegensatz dazu hat sich Daltrey, der am 1. März denrunde Geburtstag erreicht, extrem gut gehalten. Der Brite sieht wieein freundlicher Sportlehrer aus und nicht wie ein Rocker, dessenBand als «lauteste der Welt» gefeiert wurde, und die auf der Bühnealles zerdepperte, was ihr in die Quere kam.
Trotz seiner Fitness werden wohl wenige Prominente in Interviewsso oft aufs Sterben angesprochen wie Daltrey. «Hope I die before Iget old» (Ich hoffe, ich sterbe, bevor ich alt bin) heißt es in demepochalen Hit «My Generation» von The Who. «Übers Alter entscheidennicht die Geburtstage - es kommt darauf an, was in deinem Kopf losist», sagte Daltrey dazu einmal.
Daltreys Musikkarriere begann im Londoner Stadtteil Acton, wo erseine späteren Bandkollegen John Entwistle und Pete Townshendkennenlernte. Zusammen spielten sie in der von Daltrey gegründetenSchulband Detours. Während sie anfangs noch Lieder der Beatles,Shadows und Ventures zum Besten gaben, schrieb Townshend spätereigene Songs. Mit Hits wie «My Generation», «Substitute» und «HappyJack» gelang der Band - die sich derweil in The Who umgetauft hatte -Mitte der 60er Jahre der rasante Aufstieg zu einer dererfolgreichsten Gruppen der Welt.
Die Rockoper «Tommy» (1969) wurde ein Mega-Erfolg. Daltreyübernahm bei der Verfilmung 1975 die Hauptrolle, was den Beginnseiner Schauspielkarriere markierte. Es folgten Rollen inTheaterstücken und Filmen wie «Lisztomania», «The Legacy» und«Buddy's Song». Nach Streitereien verließ Daltrey 1973 The Who undkümmerte sich um seine Solokarriere, kehrte später aber wieder zu derBand zurück.
2006 veröffentlichte The Who nach 24 Jahren das Album «EndlessWire». Allerdings waren nur Daltrey und Townshend von derOriginalbesetzung von der Partie: Sowohl der Schlagzeuger Keith Moonals auch der Bassist Entwistle waren an ihrer Drogensucht gestorben.Daltrey blieb im Vergleich zu seinen Bandkollegen clean. «Ich habeimmer schon Yoga praktiziert und Tee getrunken», sagte der Mann, der2004 von der Queen einen Orden für seine Verdienste an der Musik undin Wohltätigkeitsorganisationen verliehen bekam.
In punkto Frauen hielt sich der junge Daltrey dagegen wenigerzurück. Er sei sexsüchtig gewesen und das Angebot an Mädchen sei alsRockstar schließlich nicht schlecht, sagte er. Frucht dieser «Sucht»sind mehrere Kinder von verschiedenen Frauen.
Auch was die Gewalt angeht, war der kleingewachsene Daltrey nichtzimperlich und gab seinen Bandkollegen schon mal eins mit. «Wir warenvier über-testosteronisierte junge Burschen. Wenn wir nichtgestritten hätten, wären wir ja nicht The Who gewesen», umschrieb eres. Durch diese zornigen Ausbrüche hätte The Who dem Publikum sogarAggressionen abgenommen und so «vermutlich einen Weltkriegverhindert». Mittlerweile scheint an allen Fronten Ruhe eingekehrt zusein: Daltrey lebt seit Jahrzehnten mit seiner zweiten Frau zusammenund zorniges Instrumente-Zerschlagen reizt ihn auch nicht mehr.