Roger Cicero Roger Cicero: Sammler und Jäger im Swing-Revier
Halle/MZ. - Doch bevor die feministische Fraktion ihren Bannfluch schleudern kann, ist die Strophe bereits vorbei und der Refrain erzählt vom Alltag: "Zieh die Schuh aus! Bring den Müll raus! Pass aufs Kind auf! Und dann räum hier auf ..."
"So was", sagt Roger Cicero, "kann man nicht planen." Als sein Album "Männersachen" im vergangenen Jahr erschien, wusste der 1970 geborene Sohn des Jazz-Pianisten Eugen Cicero zwar längst, was er wert war. Seinen ersten Auftritt als Zwölfjähriger hatte er an der Seite von Helen Vita absolviert, bereits vor seinem Musikstudium in Amsterdam musizierte er mit dem Rias-Tanzorchester und dem Bundesjugend-Jazzorchester. Insgesamt sechs Platten dokumentierten die Zusammenarbeit mit der Soullounge und Nils Gesinger, mit Cornell Dupree, After Hours und Julia Hülsmann. Doch als er schließlich elf Freunde um sich versammelte, um mit den Texten von Frank Ramond und der Musik von Matthias Hass seinen eigenen Big-Band-Sound zu kreieren, wollte er sich und dem Publikum vor allem "Zeit zum Entdecken" lassen. "Vielleicht mal Gold" - das war für den Frontmann das höchste vorstellbare Erfolgsziel.
Inzwischen ist es Platin - und Roger Cicero bereitet sich neben seiner ausgedehnten Tournee, die ihn am 13. März auch nach Halle führen wird, vor allem auf den deutschen Vorentscheid zum Grand Prix vor. Dass die Live-Sendung fünf Tage vor seinem Gastspiel in der Händel-Halle stattfindet, könnte für den neuen deutschen King of Swing ein gutes Omen sein. Denn was passt besser zum Frauentag am 8. März als "Männersachen"? Dass er angesichts der Konkurrenz durch die Casting-Band Monrose sowie den Deutsch-Rocker Heinz Rudolf Kunze leichtes Spiel haben dürfte, will Cicero indes nicht gelten lassen. Monrose seien "drei sehr nette junge Frauen" und Kunze "der Grandseigneur des Rock-Pop". Das ist fein beobachtet.
Er selbst hingegen wirkt so cool, dass ihm auch das noch immer zwischen Staub und Stuss irrlichternde Image des Wettbewerbs nichts anhaben kann. "Nur Glückwünsche" hätten ihn seit der Ansage erreicht, dass er in diesem Jahr seine Stimme zur Wahl stellen wolle. Und gerade weil es einen vergleichbaren Aufwand zuletzt in jenen Jahren gegeben hat, als der Grand Prix noch eine Haupt- und Staatsaktion im alten Europa war, findet er es "um so herrlicher", für die Renaissance der Show zu sorgen.
Wenn er dabei den Hut in den Nacken schiebt und den Kragen unter der Krawatte aufknöpft, bleibt kein Zweifel an seinen Vorbildern. Roger Cicero ist ein Wiedergänger des berühmt-berüchtigten Rat Pack, dessen Eleganz immer von einem Hauch der Verwahrlosung gekrönt wurde. Dass er anders als Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin aber die ironische Brechung mitliefert, anstatt sie durch ein Höchstmaß an Pose zu erzwingen, lässt die Handschrift von Frank Ramond erkennen. Mit neuen Songs des Texters, der auch für Annett Louisans Erfolge verantwortlich zeichnet, will Cicero im Mai ins Studio gehen. Die zweite CD soll zwischen September und November erscheinen.
Bis dahin trägt er "Männersachen" auf, zu denen neben der dicken Hose auch die Küchenschürze gehört. Aber mal ehrlich - ist die Zielgruppe der Männer mit Selbstironie wirklich so groß, dass sich sein Erfolg aus ihrer Begeisterung begründen ließe? Bei seinen Konzerten, sagt Cicero, sei das Verhältnis zwischen den Geschlechtern zahlenmäßig ausgewogen. "Und die meisten Männer sind freiwillig da."
Roger Cicero & Big Band gastieren am 13. März in der Händel-Halle Halle.