1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Robert Stadlober nervt der Ruf als Tabubrecher

Robert Stadlober nervt der Ruf als Tabubrecher

15.12.2008, 08:08

Moskau/dpa. - Schauspieler Robert Stadlober («Krabat») fühlt sich von seinem Image als «Enfant terrible des deutschen Films» zunehmend genervt.

«Dieses Rebellen-Blabla kann ich nicht mehr hören», sagte der 26-Jährige in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Moskau. Es sei schlimm, dass ihm erfundene Skandalgeschichten immer noch vorgehalten würden. «Ich habe in meiner Pubertät nur das erzählt, was alle in dem Alter erzählen, mit dem Unterschied, dass das dann in der Zeitung stand.» Im Gegensatz zu dieser Zeit als jugendlicher Tabubrecher werde er derzeit als seriöser junger Mann kaum engagiert, klagte der Österreicher. «Die Angebote kamen früher kiloweise, heute freut mich jedes Drehbuch.»

Die Wartezeit auf eine Rolle fülle er mit eigenen Projekten wie dem gerade abgedrehten Dokumentarfilm «Eurodisko» über Musiker in Moldawien oder Serbien, sagte Stadlober. «Ich würde damit gerne durch Kinos touren, begleitet von Bands und DJs aus Osteuropa. Aber die Königsklasse bleibt das Mitwirken in einem guten Film.» Die Zeit, in der er die Schauspielerei für eine Musikerkarriere in seiner Band Crazy aufgeben wollte, sei vorbei. «Drehen ist ein Teil meines Ichs geworden. In einer Rolle kannst du Sachen verarbeiten, für die andere einen Psychologen brauchen.» Umso schlimmer sei für ihn das Ende von Dreharbeiten. «Ich verreise dann schnell und knalle mich mit Eindrücken zu. Sonst würde ich zu Hause Löcher in die Wand starren.»

Im Film «Krabat», in dem er aktuell in den Kinos zu sehen ist, gehe es auch um die Verführbarkeit junger Menschen, sagte Stadlober. Die Gefahr dafür halte er für größer als vor einigen Jahren. «Heute hat ein kapitalistischer Mainstream die politischen Ideologien ersetzt. Aber in Zeiten der wirtschaftlichen Schieflage kann das schnell kippen.» Stadlober war in Moskau Gast des Festivals des deutschen Films, das vom Goethe-Institut und von German Films organisiert wird.

Gespräch: Wolfgang Jung, dpa