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Robert A. Stemmle Robert A. Stemmle: Gefragter Film-Regisseur vor 100 Jahren geboren

04.06.2003, 06:06
Das Archivbild aus dem Jahre 1955 zeigt den Filmregisseur und Produzenten Robert A. Stemmle und die Schauspielerin Herta Staal. (Foto: dpa)
Das Archivbild aus dem Jahre 1955 zeigt den Filmregisseur und Produzenten Robert A. Stemmle und die Schauspielerin Herta Staal. (Foto: dpa) dpa

Magdeburg/dpa. - Er gehörte zu den gefragtesten Autoren und Regisseuren des deutschen Films. In rund vier Jahrzehnten inszenierte Robert Adolf Stemmle (1903-1974) Dokumentarspiele und Filme - darunter ernste Streifen, aber auch Filmkomödien wie «Charleys Tante» und triviale Heimatfilme. Bei mehr als 100 Kino- und Fernsehfilmen führte der gebürtige Magdeburger Regie, steuerte das Drehbuch hinzu oder übernahm gleich beide Aufgaben. Zudem machte er sich auch als Kriminalschriftsteller und Kabarettist einen Namen. Vor 100 Jahren - am 10. Juni 1903 - wurde Robert A. Stemmle in der Elbestadt geboren.

 Nur wenige deutsche Filmemacher waren derart produktiv wie Stemmle. Dabei hatte es zunächst eigentlich kaum Anzeichen gegeben, dass er einmal beim Film landen werde. Stemmle war Lehrer wie sein Vater und unterrichtete an der Karl-Marx-Schule in Magdeburg-Buckau. Nebenbei beschäftigte er sich äußerst erfolgreich mit Puppenspiel. Zu seinen Vorführungen im Magdeburger Kulturpark Rothehorn kamen Ende der 20er Jahre oft tausende Zuschauer.

   Seine Liebe zur Schauspielkunst erwachte, als er Mitte der 20er Jahre in die «Blachetta Volksschauspielgruppe» eintrat. Er gab die Schule auf und begann, durch die Lande zu tingeln. Über Theater und Kabarett in Berlin gelangte Stemmle Anfang der 30er Jahre dann zum Film. Er war Chefdramaturg der Tobis Cinema in Berlin und führte außerdem Regie bei den Filmgesellschaften UFA und Bavaria.

   Nach einem Zwischenspiel als Kabarettist und beim Hörfunk kehrte er Anfang der 50er Jahre wieder zum Film zurück. Zu seinen besten Streifen zählt die preisgekrönte «Berliner Ballade». Der Film mit dem noch kriegsdürren Gert Fröbe glossiert die Leiden des Herrn Otto Normalverbraucher im geteilten und zerstörten Berlin. «Berliner Ballade» wurde bei der Biennale in Venedig 1949 begeistert gefeiert und von der Jury mit dem Großen Preis für Regie ausgezeichnet. 1963 erhielt Stemmle zudem das «Blaue Band» des amerikanischen Filmrats für seinen Walt-Disney-Film «Almost Angels». Ein Jahr vor seinem Tod bekam er für sein langjähriges Wirken das Filmband in Gold.

   Fleiß, Begabung und Methodik trugen dem Regisseur und Drehbuchautoren das Wohlwollen von Produzenten ein. Stemmle hatte zudem das Glück, die meisten seiner Filme mit großen Schauspielern besetzen zu können, wie etwa Heinz Rühmann, Hans Albers oder Luis Trenker. Somit verdankten Stemmles Filme ihren Wert und Erfolg nicht zuletzt auch deren Leistungen. Bei seiner pedantischen Arbeit schimmerte oft sein früherer Lehrerberuf durch. Er schleppte ständig Notizbücher mit sich herum und auf der Suche nach lebensnahen Motiven bummelte er manchmal stundenlang durch die Straße.

   Nach 1965 arbeitete Stemmle praktisch nur noch für das Fernsehen. Er spezialisierte sich vor allem auf die filmische Darstellung besonderer Kriminalfälle oder unaufgeklärter menschlicher Schicksale («Der Fall Kaspar Hauser»).

   Stemmle war mit der 1968 gestorbenen Schauspielerin Gerda Maurus verheiratet. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter. Anschließend heiratete er seine zweite Frau Anneliese. Am 24. Februar 1974 starb Stemmle im Alter von 70 Jahren in Baden-Baden an akutem Herzversagen.