Rhoda Scott in der Oper: Rhoda Scott in der Oper: Barfüßige Gräfin tritt in die Pedale

Halle/MZ. - Live-Musik mit der Hammond-Orgelist ein mittlerweile seltenes Erlebnis, weiles sehr aufwendig und riskant geworden ist,dem ebenso tollen wie teuren Instrument denTransport von einem Konzert zum nächsten zuzumuten.Komischerweise machen sich vor allem Frauendarum verdient, die Hammond-Orgel einem staunendenPublikum vorzuführen: Barbara Dennerlein ausMünchen und Rhoda Scott, deren Werk seit einemhalben Jahrhundert auch auf Platten dokumentiertist.

So stand dann am Montag Rhoda Scotts Instrumentverdientermaßen schon optisch im Mittelpunktder neu ins Leben gerufenen Jazz-Reihe inHalles Opernhaus. Einmal, bei der Moritatvon Mackie Messer, führte dann die in einemDorf bei Paris lebende Jazz-Oma, die um ihrtatsächliches Alter ein riesiges Geheimnismacht, auch zirkusreif die barfuß bedientenBass-Pedale vor. Ansonsten gab es einen erstaunlichabwechslungsreichen Musikmix zwischen demerdigen Blues des Tenorsaxofonisten HoustonPerson und verträumten Balladen des GitarristenChristian Rover.

"Ich habe Rhoda Scott 1997 bei einem Frauenfestivalin Eisenach kennengelernt, wo gleich eineLive-CD eingespielt wurde. Jetzt sind wirzum wiederholten Male auf einer ausgedehntenEuropa-Tournee bis nach Kopenhagen, Londonund Paris", sagt der aus dem Ruhrgebiet stammendeRover. Obwohl das Quartett seit jenem EisenacherAuftritt unverändert blieb, machte der Auftrittin Halle einen recht stimmungsabhängigen Eindruck.

Es schien, als müßte sich jedes Mal nichtnur die gute alte Hammond-Orgel erwärmen,auch die Musiker schienen eine gewisse Einspielphasenötig zu haben. Nach gut zehn Minuten bedeutetenjedoch ein Fingerschnipsen und ein bedeutungsschweres,fast aristokratisches Kopfnicken Rhoda Scotts:Es kann losgehen.

Und dann ging's auch wirklich los - fast zweiStunden Jazz pur. "Mit Rhoda Scott zu spielen,macht unheimlich Spaß. Sie allein bestimmtmit ihrer ganzen Erfahrung die Richtung derniemals vorausgeplanten Konzerte. Sie istwirklich das, was man mit dem Begriff Legendeumschreibt" sagt Rover.

Zum nächsten Konzert der Jazz-Reihe werdenam 5. März die German Jazz Masters um AlbertMangelsdorff und Klaus Doldinger in HallesOper erwartet. Die beim letzten Konzert mitPeter Herbolzheimer aufgenommene CD soll abFebruar im Handel erhältlich sein.