Reaktionen zum MDR-"Tatort" aus Erfurt Reaktionen zum MDR-"Tatort" aus Erfurt: Schwache Story mit jeder Menge Jugendwahn

Halle (Saale)/MZ - "Die Generation Praktikum im Energydrink-Rausch" fasst Spiegel Online den ersten Erfurter Tatort kurz zusammen und warnt vor dem Einschalten. Erfurt hat seinen ersten Tatort und kann sich vor Kritik kaum retten. Nicht nur die Medien, auch die Zuschauer überhäufen den neuen Sonntagabendkrimi mit Häme und Kritik. Die Meinungen sind zwar durchwachsen, doch viele störte die aufgesetzte Jugendlichkeit und die schwache Story.
Das vom MDR angekündigte "jüngste Ermittler-Team" erntete bei seiner Premiere für den Jugendwahn Kritik. Die beiden Jungermittler gäbe es in der Realität gar nicht, denn, so schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, deren mittlere Ränge (Kriminalhaupt- und einem Kriminaloberkommissar) sind "derart beamtenlaufbahn- und behördenpraxisfern, dass es tatsächlich nur als Fiktion denkbar ist und sich nur damit erklären lässt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ganz dringend Identifikationsfiguren für die heiß begehrten jungen Zuschauer zu benötigen meint." Ansonsten seien die Ermittler "sehr normale Kumpeltypen in T-Shirts und ausgewaschenen Jeans" und "sagen fortwährend krass oder fuck".
Voll krass, Alter!
Besonders der Jugendjargon kam bei den Medien nicht gut an. In der Süddeutschen Zeitung analysiert Holger Gertz, dass die Sprache, die sonst so "unbeholfen" ist, dieses mal auf "jugendlich getrimmt" wurde, "dass es quietscht". Sein Fazit: "Ein sehr dünner Tatort, den die Schauspieler nicht retten können. Die tolle Alina Levshin spielt die Polizeipraktikantin: eine Figur immerhin, die im Laufe der Episode wächst. Der Rest ist leider nicht Schweigen, der Rest sind ein paar Wimpel von Rot-Weiß Erfurt und: Filmmusik."
Einig waren sich die meisten Kritiker aber über die überdurchschnittlichen guten Darsteller. Da sei also durchaus Potential für die nächsten Fälle vorhanden.
Quoten retten den Tatort
Trotz der durchwachsenen Meinung bescherte der Krimi dem MDR Traumquoten. 10,32 Millionen Zuschauer schalteten bei der Thüringen-Premiere ein. Die Erfurter Ermittler schlugen damit sogar Zauberschüler "Harry Potter" auf RTL. Im Tatort-internen Vergleich brauchen sich die Jung-Kommissare aus Erfurt auch nicht verstecken. "Kalter Engel" war das quotenstärkste Debüt eines Tatort, knapp hinter Everybody´s Darling Til Schweiger (Hamburg). Insgesamt liegt Erfurt auf Platz vier im Ermittler-Quoten-Ranking. Besser sind nur das Team aus Münster und die beiden Solo-Ermittler in Hannover beziehungsweise Hamburg.
Experiment mit Twitter
Der MDR startete zeitgleich zum Krimi ein Experiment in den sozialen Medien. So twitterte die Figur Johanna Grewel von ihrem eigenen Twitter-Account. Seit Ende Oktober kam der User das Leben der Praktikantin nachvollziehen. Das Social-Media-Experiment wurde durchaus positiv aufgenommen. Der Tatort hat aber in Bezug auf Handlung und Drehbuch sichtlich Verbesserungsbedarf. Und die Kommissare werden ja auch älter.
