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Rätsel um Diebstahl des Störtebeker-Schädels

20.01.2010, 13:14

Hamburg/dpa. - Der Diebstahl des Störtebeker-Schädels aus dem Museum für Hamburgische Geschichte stellt das Museum vor ein Rätsel.

«Es gibt viele Möglichkeiten. Vielleicht ist es jemand, der sich einen bösen Scherz erlauben möchte. Vielleicht ist es jemand aus einer bestimmten Szene, die besonderen Spaß an solchen Totenköpfen hat. Vielleicht ist es ein Sammler, der diesen Störtebeker für besonders begehrt hält», sagte Direktorin Lisa Kosok in Hamburg.

Der Schädel, der dem legendären Seeräuber Klaus Störtebeker zugeschrieben wird, war bereits am 9. Januar aus einer Glasvitrine des Museums gestohlen worden. Der Legende nach war der Freibeuter um 1400 im Hamburger Hafen enthauptet worden.

Über das Sicherheitskonzept des Museums und den genauen Hergang der Tat wollte die Direktorin aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen. «Ich kann Ihnen nur mitteilen, dass dieses wertvolle Objekt immer gesichert war», sagte Kosok. Der Schädel befand sich in einer Glasvitrine neben einer Gesichts-Rekonstruktion des Totenkopfs. Die mit einem Schloss gesicherte Vitrine war nicht elektronisch gesichert, ob die Glasscheibe beschädigt wurde, wollte die Direktorin nicht sagen. «Die Tatsache, dass keine Einbruchspuren zu finden sind, beschäftigt die Polizei», sagte Kosok. Die Vermutung liege jedoch nahe, dass sich der Täter in dem Museum ausgekannt habe. Museumspädagogen hatten den Diebstahl tagsüber bemerkt.

Der 600 Jahre alte Schädel wurde 1878 beim Bau der Speicherstadt auf dem Grasbrook entdeckt. Seitdem gehört der archäologisch wertvolle Knochenfund zur Sammlung Hamburgischer Altertümer. «Es handelt sich nicht einfach um einen Totenschädel. Dieser hoch bedeutsame Fund stellt den Sieg der stolzen Hamburger über die Freibeuter dar», erklärte Kosok. Auch wenn nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob der Schädel wirklich Störtebeker gehörte, sei er von unschätzbarem ideellen Wert für das Museum. Der Legende nach wurde Störtebeker, der mit seinen Gefährten Nord- und Ostsee unsicher machte, um 1400 am Eingang des Hafens hingerichtet. Zur Abschreckung wurden die Totenschädel der Seeräuber auf Pfähle genagelt.

Derzeit erzählt der Kinofilm «Zwölf Meter ohne Kopf» bundesweit die Geschichte von Störtebeker (Ronald Zehrfeld) und dessen Freund Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer) als Piraten-Abenteuerkomödie. Der Legende nach soll Störtebeker nach seiner Enthauptung noch zwölf Meter ohne Kopf gegangen sein und so Kameraden befreit haben. Museumschefin Kosok: «Vielleicht ist es jemand, der inspiriert durch den Film sagt: Da muss ich ran!»

www.hamburgmuseum.de