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Premiere Premiere: «Deutschland. Ein Sommermärchen» entfacht Hochstimmung

Von Ines Bellinger 29.09.2006, 08:20
Szenen aus dem neuen Kinofilm «Deutschland. Ein Sommermärchen», oben: Lukas Podolski (M.) und Bastian Schweinsteiger (r.) lachen zusammen in der Kabine; unten: Michael Ballack umarmt seinen Masseur. Auf Sönke Wortmanns Film haben nicht nur Fußball-Fans lange gewartet. Der Regisseur hatte während der Fußball-WM uneingeschränkten Zugang zum deutschen Nationalteam. (Foto: dpa)
Szenen aus dem neuen Kinofilm «Deutschland. Ein Sommermärchen», oben: Lukas Podolski (M.) und Bastian Schweinsteiger (r.) lachen zusammen in der Kabine; unten: Michael Ballack umarmt seinen Masseur. Auf Sönke Wortmanns Film haben nicht nur Fußball-Fans lange gewartet. Der Regisseur hatte während der Fußball-WM uneingeschränkten Zugang zum deutschen Nationalteam. (Foto: dpa) Kinowelt

Hamburg/dpa. - Drei Monate nach der gigantischen Fußball-Party zwischenBrandenburger Tor, Hamburger Heiligengeistfeld und StuttgarterSchlossplatz kommt Sönke Wortmanns Dokumentarfilm «Deutschland. EinSommermärchen» am 5. Oktober in die Kinos, bereits am 3. Oktober istin Berlin Premiere. Wird der Film die Stimmung dieses einzigartigenSommers noch einmal aufleben lassen? Wo ist sie überhaupt geblieben,die Unbeschwertheit, die Beseeltheit, die Leichtigkeit jener Tage?

Die Party ging nach dem WM-Abpfiff am 9. Juli weiter. Die erstenbeiden Länderspiele der «Weltmeister der Herzen» in Gelsenkirchen undStuttgart waren ausverkauft. Beim Qualifikationsspiel zurEuropameisterschaft 2008 am 2. September gegen Irland (1:0) lebtezudem die WM-Tradition der Fanmeilen wieder auf. Rund 40 000 Menschenkamen auf den Stuttgarter Schlossplatz und feierten in «Schwarz-Rot-Geil» - 15 000 mehr als kalkuliert.

Doch auch abseits des Fußballs gab es große Feste. Beim Ironman-Triathlon am 23. Juli in Frankfurt säumten rund 350 000 Zuschauer dieStrecke. Das Cyclassics-Radrennen in Hamburg wollten 700 000 sehen.Zur Deutschlandtour Anfang August kamen 4,5 Millionen Fans. DenTriathlon-Weltcup Anfang September in der Hamburger Innenstadtbegleiteten an zwei Tagen 310 000 Menschen.

Die Weltreiterspiele in Aachen waren mit mehr als 570 000Zuschauern ein Mega-Erfolg. Im September wurden die Hockey-Herren,begleitet von mehr als 100 000 Fans, in Mönchengladbach Weltmeister.Kollektives Fähnchenschwenken war aber auch beim Papstbesuch inBayern angesagt. Hunderttausende jubelten ihrem Landsmann mit«Benedetto»-Rufen und Fahnen in den Vatikanfarben Gelb und Weiß zu.

Die Macher dieser Großereignisse haben zweifellos den Schwung derFußball-WM mitgenommen und vom neu entdeckten Patriotismusprofitiert. «Es gibt eine Menge Fußball-Fans in der Hockey-Familie.Und die hatten nach der WM mit erfolgreichem Fußball und tollerStimmung sicher auch Lust auf gutes Hockey. Und das wurde in fastallen Spielen mit deutscher Beteiligung geboten», schwärmt StephanAbel, Präsident des Deutschen Hockey-Bundes.

Michael Mronz, einem von drei Geschäftsführern desOrganisationskomitees der Weltreiterspiele und Chef der KölnerAgentur MMPromotion, klingen jetzt noch die warnenden Worte derer inden Ohren, die zwei sportliche Großereignisse in einem Jahr für nichtmachbar hielten. Doch die Aachener belehrten die Zweifler einesbesseren: «Wir Deutschen streben nach Heros. Und die hatten wir zubieten, die deutschen Reiter holten sechs Titel.» Neben demFachpublikum schalteten sich am Fernseher nach Mronz' Schätzungenrund 35 Prozent «Event-Zuschauer» zu - und so kam die Reit-WM in derSpitze auf eine Einschaltquote von 4,5 Millionen. Ein entspannteresVerhältnis zur deutschen Fahne und eine größere Bereitschaft zumMitsingen der Nationalhymne hat Mronz ausgemacht.

Christian Hinzpeter, Direktor Kommunikation der Hamburger AgenturUpsolut Sports, sieht nach der Fußball-WM in Deutschland «einfacheine gute Stimmung, nicht nur im Sport». Seine Agentur promotet unteranderem die Cyclassics, die Deutschlandtour und den Triathlon-Weltcup. Hinzpeter gehört auch zu den Verfechtern einer neuerlichendeutschen Olympia-Bewerbung. Nach dem gelungenen Fußball-Fest glaubter, im Volk eine bessere Stimmung denn je pro Olympia ausgemacht zuhaben: «Selbst Leute, die vor der WM vorsichtig waren, gehen jetztpositiver auf den Sport zu. Und Umfragen unter der Bevölkerungspielen bei einer Bewerbung ja auch eine wichtige Rolle.»

Hinzpeter ist selbst auch ein großer Fußball-Fan. Den Wortmann-Film will er sich nicht entgehen lassen. «Wenn es die Kino-Betreibergeschickt anstellen, wird man die Leute sicher auch noch einmal dazubringen, die Trikots überzuziehen und zu feiern», sagt er. «Der Filmwird ein gigantischer Erfolg. Davon bin ich überzeugt.» Dass man miteinem Fußball-Film Gänsehaut erzeugen und Menschen-Massen sogar 50Jahre nach einem großen Moment noch faszinieren kann, hat Wortmannschon bewiesen. Sein Kinostreifen «Das Wunder von Bern» über denersten deutschen Weltmeistertitel 1954 lockte über 3,6 MillionenZuschauer an.