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Premiere "Beltracchi - Die Kunst der Fälschung" Premiere "Beltracchi - Die Kunst der Fälschung": Jahrmarkt der Eitelkeiten

25.02.2014, 20:36
Die Fälscher bei der Premiere im Cinenova: Wolfgang und Helene Beltracchi.
Die Fälscher bei der Premiere im Cinenova: Wolfgang und Helene Beltracchi. Michael Bause Lizenz

Köln - Die Promis waren echt bei der Premiere von „Beltracchi  – Die Kunst der Fälschung“ im Ehrenfelder Cinenova. Zur offiziellen ersten Vorführung der Dokumentation über den wohl größten europäischen Kunstfälscher-Skandal der Nachkriegszeit kamen die Protagonisten Wolfgang und Helene Beltracchi in Begleitung von Regisseur Arne Birkenstock sowie Kunsthistoriker Henry Keazor und Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.

Zu den Machern des Films gesellte sich Tom Gerhard. „Ich bin Kunstbanause, aber das wird wohl niemanden überraschen“, sagte der Comedian. Der Fall Beltracchi sei „eine köstliche Geschichte, die die Eitelkeiten der Szene schön durch den Kakao gezogen hat“.

"Gute Geschichten haben etwas Ambivalentes. Ein Protagonist, der nur böse oder nur gut ist, ist langweilig. Wolfgang Beltracchi ist in jedem Fall ambivalent. Er hat einen hohen Schaden verursacht und wurde zu Recht verurteilt, aber er hat auch die Mechanismen des Kunstmarktes entlarvt. Das macht ihn spannend." sagt Regisseur Arne Birkenstock über seine Motivation, die Dokumentation zu drehen. Den Kontakt zu Beltracchi vermittelte ihm sein Vater Reinhard, Beltracchis Strafverteidiger. "Den Film hätten auch viele Kollegen gern gemacht." sagt Regisseur Birkenstock und erinnert sich an eine "konfliktreiche Zusammenarbeit" mit Beltracchi. "Er hat gern alles unter Kontrolle. Das ist als Regisseur aber meine Position."

"Man liefert sich aus" sagt Wolfgang Beltracchi über die Dreharbeiten. Der Maler und Kunstfälscher ist sich jedoch sicher, im Film gut getroffen zu sein: "Ich denke, ich komme immer sympathisch rüber." Beltracchi, der eine Strafe im offenen Vollzug verbüßt, sagte weiter: "Ich bin ein fröhlicher Mensch, selbst im Gefängnis. Ich lasse mich nicht klein kriegen."

Ist Fälschung Kunst?

"Die Kunst der Fälschung" lautet der Untertitel der Dokumentation. Ob Fälschung auch eine Kunst ist, beantwortete Petra Müller, Geschäftsführerin der Film und Medien Stiftung NRW augenzwinkernd: "Alles, was gut gemacht ist, ist Kunst."

Auch Journalistin Gisela Friedrichsen kam. Sie beobachtete für das Magazin „Der Spiegel“ den Prozess gegen die Beltracchis, in dem Reinhard Birkenstock, der Vater des Regisseurs, den Kunstfälscher verteidigte.

„Beltracchi  – Die Kunst der Fälschung“ basiert auf Wolfgang Beltracchis Autobiografie „Selbstporträt“. Der Film erzählt, wie der Maler und Kunstfälscher mit seiner Frau Helene rund 300 Plagiate auf den Kunstmarkt brachte und einen zweistelligen Millionenbetrag einnahm. 2008 wurde das Paar verhaftet.

Die Beltracchis verbüßen derzeit eine sechs- bzw. vierjährige Haftstrafe im offenen Vollzug, der ihnen das Ausüben einer Arbeit außerhalb des Gefängnisses ermöglicht. Der Besuch einer Filmpremiere zählt offenbar dazu. „Natürlich bereuen wir“, sagte Helene Beltracchi. „Unsere Einnahmen aus dem Film gehen komplett an die Gläubiger. Wir sehen uns in der Pflicht, alles zu tun, damit der Film ein Erfolg wird. Und das machen wir heute Abend.“  (asp)

Kinostart von „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“  ist am 6. März.

Tom Gerhard: „Eine köstliche Geschichte, die die Eitelkeiten der Szene schön durch den Kakao gezogen hat“.
Tom Gerhard: „Eine köstliche Geschichte, die die Eitelkeiten der Szene schön durch den Kakao gezogen hat“.
Michael Bause Lizenz
Brachte den Skandal ins Kino: Regisseur Arne Birkenstock.
Brachte den Skandal ins Kino: Regisseur Arne Birkenstock.
Michael Bause Lizenz