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Preis für Timo Müller bei Münchner Filmfest

Von Cordula Dieckmann 26.06.2008, 11:49

München/dpa. - Die Lebensentwürfe der Menschen sind vielfältig, doch gewisse Dinge bewegen jeden: Familie, Beziehung, Gesundheit, Arbeit und Freunde.

So ist es auch in Morscholz, einem beschaulichen Ortsteil der Stadt Wadern im Saarland mit rund 1000 Einwohnern. Es gibt eine Kirche mit mittelalterlichem Turm, eine freiwillige Feuerwehr und eine Sportgemeinschaft. Ein normales Dorf, wie so viele in Deutschland.

Der Münchner Filmhochschüler Timo Müller hat dem Heimatort seiner Mutter einen Film gewidmet, der die Freuden und Probleme der Menschen dort aufgreift. «Morscholz» nennt sich der sperrige und äußerst eigenwillige Spielfilm, der auf dem Münchner Filmfest am Mittwochabend mit dem Regieförderpreis Deutscher Film der Bavaria Film, des Bayerischen Rundfunks und der HypoVereinsbank geehrt wurde.

Einen intellektuellen Streifen hatte der gebürtige Trierer nicht im Sinn. «Ich wollte den Bauch der Leute ansprechen», sagte er nach der Verleihung des Preises, der mit 30 000 Euro dotiert ist. «Das ist ein schwieriger Film, der nicht unbedingt jedem gefällt; es spricht für den Mut der Jury, dass sie diesen Film ausgewählt hat.» Drei Jahre lang hat er daran gearbeitet und sich dabei weniger auf ein Drehbuch als vielmehr auf Improvisation verlassen. Wer sich den Film ansieht, hat ein bisschen das Gefühl, den Darstellern heimlich zuzusehen: Zwei Frauen und ein Mann beim Abendessen, eine Frau beim Staubsaugen, fröhliche Menschen bei einer Party oder ein Paar, das sich liebt. Es geht um alltägliche Dinge wie Liebe, Trauer und die Suche nach dem Glück.

Mit seinem dokumentarischen Ansatz fügt sich «Morscholz» in die Reihe der deutschen Kino- und Fernsehproduktionen auf dem Filmfest ein. Viele Filme setzen die Dokumentation anstelle einer fiktiven Geschichte, so etwa «Die dünnen Mädchen» von Maria Teresa Camoglio über Essstörungen. Offen erzählen darin die jungen Frauen vor der Kamera, wie sie darunter leiden und ihr Leben meistern. Nikolai Eberth dagegen präsentiert ein Porträt des Schauspielers Thomas Thieme während der Proben zum Theaterstück «Molière» in «Thieme - King of Pain». Dokumentarisches auch in der Fernsehreihe: Uli Kick schildert in «Klassenkampf» den Alltag einer Münchner Hauptschule, während sich Lutz Hachmeister und Mathias von der Heide mit dem Thema «Freundschaft! - Die Freie Deutsche Jugend» auseinandersetzen.

Auch die fiktiven Filme sind hart an der Realität. Spannend ist etwa die deutsch-französische Koproduktion «Die Hetzjagd» von Laurent Jaoui. Franka Potente spielt Beate Klarsfeld, die sich Anfang der siebziger Jahre an der Seite ihres Mannes Serge (Yvan Attal) auf die Suche nach dem Naziverbrecher Klaus Barbie (Hanns Zischler) macht. Um postnatale Depression geht es in dem Film «Das Fremde in mir» von Emily Atef. Susanne Wolff wurde für ihre Rolle der Mutter, die vor Verzweiflung fast ihr Baby tötet, mit dem Förderpreis als beste Darstellerin geehrt. Bestes Drehbuch wurde «Narrenspiel» von Heiko Martens.

Von kriminalistischer Spannung geprägt sind dagegen die Fernsehfilme. Sven Taddickens packende Geschichte «Braams - Kein Mord ohne Leiche» über eine seit Jahren verschwundene Frau brachte Markus Tomczyk für seine Rolle als verurteilter Mörder den Förderpreis als bester Darsteller ein. Mehr als die Hälfte der eingereichten Filme seien Krimis gewesen, sagt die Verantwortliche der deutschen Fernsehreihe, Ulrike Frick. Beispiele sind etwa «Süden und der Luftgitarrist» nach einem Roman von Friedrich Ani oder Folgen von «Tatort», «Bloch» oder «Polizeiruf 110». Das komme bei den Fernsehzuschauern eher an, als ein ambitioniertes Familiendrama, vermutet Frick. «Das scheint etwas abschreckendes zu haben, aber wenn es verpackt ist in eine kriminalistische Handlung, bleiben die Leute wohl eher dran.»