Präsentation: Präsentation: 50 Jahre alt und schon ein Klassiker am Buchmarkt

Wittenberg/MZ. - Die Idee wurde spontan geboren vor knapp zwei Monaten an eben diesem Ort. Bei einer anderen Buchvorstellung kam von Verleger Reinhard Cornelius-Hahn die Frage, was es denn an Wittenberg-Literatur interessantes gäbe, das man wieder auflegen könne. "Ich habe heftig kalkuliert, die Familie gefunden und mich mit ihr getroffen. Dann ging alles sehr schnell", erzählte Cornelius-Hahn vor über 40 Zuhörern, die Lorbeer zum Teil noch persönlich kannten, am Dienstag in der Wittenberger Buchhandlung Gondrom.

Hans Lorbeer, 1901 in Kleinwittenberg geboren und in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, hatte bereits um 1920 erste literarische Erfahrungen gesammelt. Er arbeitete im Stickstoffwerk Piesteritz, war Mitglied der KPD und aktiv im antifaschistischen Widerstand. Von 1945 bis 1950 war er Bürgermeister im heimischen Piesteritz. "Der Roman über Luther war ein Auftragswerk", erinnerte sich Julia Macha, jüngstes von fünf Kindern der Familie. Sie selbst, Jahrgang 1945, habe vom Schaffensprozess wenig mitbekommen: "Ich ging noch zur Grundschule." Aber im Nachhinein hätten ihr die Eltern viel darüber erzählt.

"Vater war befreundet mit Johannes R. Becher, der damals Kulturminister war. Er war bei uns und sagte: Wir brauchen einen Luther-Roman", erzählte Julia Macha. Es habe eine Weile gedauert, ehe ihr Vater sich dazu durchgerungen habe, denn er sei durch KZ- und Zuchthaushaft sowie die Jahre als Bürgermeister nervlich angegriffen gewesen. So entstanden die drei Bände "Das Fegefeuer", "Der Widerruf" und "Die Obrigkeit", rund 1 500 Seiten über Luther und die Folgen des Thesenanschlags. Ihr Vater habe sich einen regelrechten Katalog über die Figuren sowie historisch korrekte Details angelegt, so Julia Macha.

"Das Buch lag nicht auf der Wellenlänge dessen, was Becher und die SED eigentlich haben wollten", ergänzte Wilhelm Bartsch. Der bekannte Lyriker las längere Passagen des Werkes und gab so einen Einblick in Handlung und Sprachgefühl des Romans. "Ich werde es wieder alles lesen müssen", gestand Cornelius-Hahn. "Man versteht es aus jedem Alter neu."

Hans Lorbeer: Das Fegefeuer - Der Widerruf - Die Obrigkeit (Luther-Trilogie); Projekte-Verlag Halle 2006; ISBN 3-86634-169-5; 49,90 Euro.