Porträt Porträt: Vom Balletttänzer zum romantischen Rebell

New York/Los Angeles/dpa. - «Dirty Dancing»-Star Swayze: Leben als Berg- und TalfahrtPatrick Swayze galt lange als einerder aufregendsten Männer Hollywoods. Seine Rolle in der Liebesromanze«Dirty Dancing» hatte den bis dahin kaum bekannten US-Schauspieler1987 über Nacht zum Superstar gemacht. Seine erotische Ausstrahlung,sein verführerischer Tanz und seine knisternde Leinwandpräsenzbegeisterten ein Millionenpublikum. Für eine ganze Generation jungerFrauen wurde er zum Inbegriff romantischer Rebellion. Kritikerfühlten sich an Leinwandhelden wie Marlon Brando und James Deanerinnert. Am Montag ist Patrick Swayze nach einem fast zweijährigenKampf gegen den Krebs mit 57 Jahren in Kalifornien gestorben.
Im März 2008 hatte der gebürtige Texaner nach verschiedenenMediengerüchten bestätigt, an einer der heimtückischsten Krebsartenüberhaupt erkrankt zu sein - an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Gleichwohlgab er sich noch Anfang des Jahres kämpferisch. «Ich bin nochlebendig, und ich habe vor, das auch noch eine Weile zu bleiben»,sagte er in einem Interview.
Dem Kinopublikum wird Swayze vor allem mit seiner wunderbarenMischung aus Macho und Charming Boy in «Dirty Dancing» (1987)unauslöschlich in Erinnerung bleiben. Dabei passte Swayze, wie die«Los Angeles Times» in ihrem Nachruf schrieb, nicht in die Rolle destypischen Hollywood-Helden. Er habe nichts Exzentrisches gehabt. Alsgelernter Ballett-Tänzer, der wegen einer Knieoperation auf dieSchauspielerei umsatteln musste, spielt Swayze in «Dirty Dancing» denTanzlehrer Johnny, der der 17-jährigen «Baby» (Jennifer Grey) nichtnur den erotischen kubanischen Tanz «Mambo» beibringt, sondern auchdie Liebe.
Längst ist der Film Kult. Bei Produktionskosten von 5 MillionenDollar spielte er inzwischen weltweit mehr als 200 Millionen Dollar(rund 130 Millionen Euro) ein. Das Video verkaufte sich mehr als zehnMillionen mal. Und das von Swayze selbst getextete und gesungene Lied«She's Like the Wind» landete im November 1987 noch vor BruceSpringsteen und Michael Jackson auf Platz eins der US-Musikcharts.Das «People»-Magazin wählte ihn 1991 zum «Sexiest Man Alive» - einerder 50 schönsten Männer aller Zeiten.
«"Dirty Dancing" hat meine Karriere in den Hyperspace befördert»,sagte er einmal. Doch wohin kann es nach einem Flug ins Unendlichenoch gehen? Die nächsten Projekte, «Road House» (1989) und «Next ofKin» (1989), trugen ihm nur eine Goldene Himbeere ein, den wenigbeliebten Spottpreis der US-Filmbranche. Erst die Rolle des als Geistwiederkehrenden Wall-Street-Bankers Sam Wheat in «Ghost» (1990) undsein furioser Auftritt als Transvestit in der Komödie «To Wong Foo,Thanks For Everything! Julie Newmar» (1995) waren wieder Hits.
Doch inzwischen zahlte Swayze einen bitteren Preis für seinenErfolg. Immer mehr hatte er mit Alkoholproblemen zu kämpfen.Abstürze, Rückfälle, Entzug. Irgendwann zog er einen Schlussstrichund kehrte dem Moloch Hollywood den Rücken. Mit seiner Frau, derTänzerin und Schauspielerin Lisa Niemi, lebte er auf einer Ranch etwaeine Autostunde von Los Angeles entfernt. Das Paar war 33 Jahreverheiratet. Er kümmerte sich um seine Pferde, arbeitete mitbehinderten Kindern und engagierte sich in unabhängigen Filmen undTV-Projekten.
2003 holte ihn der Ruhm nochmals ein. Für einen Gastauftritt alsTanzlehrer in dem Folgefilm «Dirty Dancing 2» bekam er angeblich fünfMillionen Dollar Honorar - ein satter Aufschlag gegenüber der Gagevon 200 000 Dollar für das Original. Obwohl damals schon über 50,spielte er mit seiner erotischen Ausstrahlung den Hauptdarstellerglatt an die Wand.
Trotz der düsteren Prognose seiner Ärzte gab Swayze nicht auf.«Wie entwickelt man eine positive Einstellung, wenn alle Statistikensagen, man sei ein toter Mann? Man geht zum Arbeiten», gab er alsParole aus. Erst im Januar lief in den USA seine neue TV-Serie «TheBeast» an. Er spielt darin einen draufgängerischen FBI-Agenten, dermit reichlich unkonventionellen Methoden einen jüngeren Kollegenausbildet. «Ich habe viel Glauben in den Glauben», hatte Swayze ineinem Interview einmal gesagt. «Ich würde gern glauben, dass es einLeben nach dem Tod gibt. Wenn nicht, warum sind wir dann auf derWelt?»