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Portrait über Jim Morrison Portrait über Jim Morrison: Rockpoet am Abgrund

Von Martin Weber 27.07.2012, 19:01

Halle (Saale)/MZ. - Er starb wie seine genauso berühmten Musiker-Kollegen Jimi Hendrix und Janis Joplin mit gerade mal 27 Jahren: Jim Morrison, legendärer Frontmann der Rockgruppe "The Doors", wurde 1971 tot in seiner Pariser Wohnung gefunden. Um Morrisons Tod ranken sich zahlreiche Legenden, mit denen sich der Dokumentarfilm "When You're Strange ", den Arte am Sonntag als deutsche TV-Premiere zeigt, jedoch nicht aufhält.

Tom DiCillos ausgezeichnete Kinodokumentation von 2009 beschäftigt sich lieber mit dem kurzen und intensiven Leben eines der größten Vertreter der Rockmusik, obwohl der Film eigentlich den "Doors" gewidmet ist. Da die amerikanische Kultband ("Light My Fire", "Riders on The Storm") aber im Wesentlichen Jim Morrison war, ist es nur folgerichtig, dass aus der dichten Doku ein beeindruckendes Porträt ihres jung gestorbenen Frontmanns wurde.

Die 1965 in Kalifornien gegründete und 1973 aufgelöste Rockformation begeisterte ihre Fans weltweit mit ihrem vom Orgelspiel Ray Manzareks geprägten unverwechselbaren Sound und dem geheimnisumwitterten Charisma von Leadsänger Jim Morrison, der als einer der größten Rockpoeten aller Zeiten gilt und mit seinem exzentrischen Verhalten auf der Bühne des Öfteren die Polizei auf den Plan rief.

Die erste Kino-Dokumentation über "The Doors" erzählt die Geschichte der Band von den Anfängen am Strand von Venice Beach über die sechs Studioalben - allesamt Meilensteine der Popmusik - bis zu Jim Morrisons Tod.

Anders als Regisseur Oliver Stone, der den "Doors " mit seinem Spielfilm ein umstrittenes Denkmal setzte, konzentriert sich Tom DiCillo aber auf die nüchternen Fakten und lässt vor allem klug ausgewählte Ausschnitte von Auftritten und Konzerten für sich sprechen, in denen er den Zuschauer auch hinter die Bühne führt. Archivmaterial, das unmissverständlich deutlich macht, wie stark das von immer mehr Alkohol und immer mehr Drogen geprägte Leben eines umjubelten Stars den jungen Jim Morrison gesundheitlich ruinierte - ein Rockpoet am Abgrund. Schade nur, dass der Regisseur kein Gruppenmitglied für seine Dokumentation interviewte - was Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore im Rückblick über die wilden sechziger Jahre und ihren legendären Frontmann Jim Morrison zu berichten wissen, wäre sicherlich interessant gewesen.

Doch auch ohne aktuelle Aussagen der drei ist Tom DiCillo ein beeindruckender Dokumentarfilm gelungen, der an einen bedeutenden Rockmusiker erinnert und gleichzeitig den rebellischen Geist der damaligen Zeit wiederaufleben lässt. In der Originalfassung ist der Erzähler dieser Popkultur-Geschichte der Schauspieler Johnny Depp. Gleich im Anschluss zeigt Arte mit Dokumentationen über Iggy Pop und Nina Hagen zwei weitere Beiträge über berühmte Musikrebellen.

"When You're Strange" zeigt Arte am Sonntag um 21.35 Uhr.