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Pop Pop: «Prinz» Krumbiegel meldet sich nach Überfall zurück

Von Tobias D. Höhn 25.02.2004, 08:19
Der Sänger der Pop-Gruppe "Die Prinzen", Sebastian Krumbiegel, zeigt am Dienstag (17.02.2004) in Leipzig sein erstes Soloalbum. Acht Monate nach der Attacke auf den Frontmann der Prinzen meldet sich der Sänger mit der am 1. März erscheinenden CD «Geradeaus abgebogen» zurück. Er verarbeitet auf der CD nicht nur den Überfall in einem Leipziger Park, sondern präsentiert sich auch als nachdenklicher und romantischer Liedermacher. Gerüchte über eine Trennung der ostdeutschen Band («Millionär», «Alles nur geklaut») weist Krumbiegel zurück. (Foto: dpa)
Der Sänger der Pop-Gruppe "Die Prinzen", Sebastian Krumbiegel, zeigt am Dienstag (17.02.2004) in Leipzig sein erstes Soloalbum. Acht Monate nach der Attacke auf den Frontmann der Prinzen meldet sich der Sänger mit der am 1. März erscheinenden CD «Geradeaus abgebogen» zurück. Er verarbeitet auf der CD nicht nur den Überfall in einem Leipziger Park, sondern präsentiert sich auch als nachdenklicher und romantischer Liedermacher. Gerüchte über eine Trennung der ostdeutschen Band («Millionär», «Alles nur geklaut») weist Krumbiegel zurück. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/dpa. - Acht Monate nach der blutigen Attacke auf den Frontmann der Popgruppe Die Prinzen, Sebastian Krumbiegel, meldet sich der Sänger mit einem Soloalbum zurück. Auf der am 1. März erscheinenden CD «Geradeaus abgebogen» verarbeitet der «Prinz» den Überfall auf sich und Schlagzeuger Ali Zieme in einem Leipziger Park. Mal nachdenklich-romantisch, mal rockig-rebellisch gibt sich der 37- Jährige und profiliert sich auch als Songwriter. Gerüchte über eine bevorstehende Trennung der ostdeutschen Band («Alles nur geklaut», «Deutschland») dementiert er beharrlich.

Der Überfall hat Krumbiegel nachhaltig beeinflusst. «Der Stoff meiner CD ist das Leben. Ich habe das Privileg, das Erlebte musikalisch umzusetzen», sagte er. Nachdem er in dem kurz nach der Attacke erschienenen Lied «Geh in den Knast» seine Wut über die Brutalität herausbrüllte, reflektiert er jetzt die Momente der Angst: «Keine Zeit für dicke Tränen, keine Zeit für Depression, keine Zeit für böse Träume, das kenn' ich alles schon», heißt es in einem der 17 neuen Lieder. Gleichwohl ist die Platte mehr als eine musikalische Traumaverarbeitung.

«Ich kann mich einfach nicht raushalten», sagt Krumbiegel. Mehrfach protestierte er schon gegen braunes Gedankengut und trat unter anderem mit Udo Lindenberg bei «Rock gegen Rechts» auf. «Was ich von ihm gelernt habe, ist Haltung zu bewahren», meint Krumbiegel. Obwohl beide erst kürzlich in Leipzig beim «Aufmarsch der Giganten - 30 Jahre Panik Power» gemeinsam vor tausenden Fans rockten, ist es noch zu keiner gemeinsamen Platte gekommen. «Udo sagte mir: "Wenn wir etwas zusammen machen, muss es etwas Grandioses sein." Meine Lieder sind zwar gut, aber noch nicht grandios», sagt Krumbiegel selbstkritisch.

Der ehemalige Thomanerchor-Sänger besinnt sich wieder mehr auf die reine Musik: viel Piano, akustische Gitarre und ein wenig Schlagzeug. Weil der Rest der Prinzen derzeit auch auf Alleingang ist - Schlagzeuger Ali Zieme schöpft in Südamerika neue Kraft, Sänger Tobias Künzel gründete eine eigene Band - erinnerte sich Krumbiegel an einen gemeinsamen Auftritt mit der Hardcore-Formation «Chicago Jazzz» und holte die Dresdner Musiker mit ins Boot. Gemeinsam mit ihnen wird er die Balladen und zeitkritischen Texte am 29. Februar im Leipziger Werk II auch live präsentieren.

Eine Tour durch den Osten ist bislang nicht geplant. Stattdessen will er die Zeit nutzen, «aufrecht weitergehen, um nicht im Sumpf des Wiederholens zu versinken» und am neuen Outfit zu feilen. Statt in bunten Leggins und mit roter Stoppelfrisur tritt Krumbiegel jetzt im schwarzen Anzug und mit poliertem Schuhwerk auf, nahm fünf Kilo ab und spielt nur auf den Flügeln der sächsischen Traditionsmarke Blüthner. Angst vor einem völlig neuen Krumbiegel brauchen Prinzen- Anhänger aber nicht zu haben. «Ich habe die Prinzen zwar für das Solo verlassen, gehe meinen Weg aber unbeirrt weiter: Das ist "Geradeaus abgebogen".»

(Internet: Die Prinzen: www.dieprinzen.de; Sebastian Krumbiegel: www.sebastiankrumbiegel.de