1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Peter Kulka: Peter Kulka: Im Streben nach Perfektion

Peter Kulka Peter Kulka: Im Streben nach Perfektion

18.07.2007, 17:27
Der Architekt Peter Kulka steht gestikulierend im Innenhof des Dresdner Hygiene-Museums. (Foto: ddp)
Der Architekt Peter Kulka steht gestikulierend im Innenhof des Dresdner Hygiene-Museums. (Foto: ddp) ddp

Dresden/ddp. - Dazu zählen derLandtag in Dresden, das Bosch-Haus Heidehof in Stuttgart, derKammermusiksaal im Berliner Konzerthaus und das «Haus der Stille» derBenediktinerabtei Königsmünster im nordrhein-westfälischen Meschede.Eines seiner derzeitigen Projekte ist der Wiederaufbau des DresdnerResidenzschlosses und die Überdachung des Schlosshofes. Der gebürtigeDresdner gilt als einer der bedeutendsten Architekten in derBundesrepublik. Am Freitag (20. Juli) wird er 70 Jahre alt.

Kulkas graue Haare sind so kurz wie sein Dreitagebart, er spieltbeim Sprechen oft mit seiner schwarzen Lesebrille und seinem Gesichtsieht man an, dass er gerne lacht. Der Architekt verströmt Energie.Er pendelt seit Jahren zwischen seinen Büros in Dresden und Köln hinund her. Sich selbst bezeichnet Kulka als Individualisten, alskritischen Menschen, als «Chamäleon», das ganz unterschiedlicherscheinen könne. Mehr als alles andere scheint er aberleidenschaftlich zu sein.

Seine Bauwerke sind weniger emotional, stiller. Klare, schlichteFormen zeichnen seine Arbeit aus. «Minimalismus und Sinnlichkeit»nennt das Deutsche Architekturmuseum eine Kulka-Ausstellung, diederzeit in Dresdner Hygienemuseum zu sehen ist. «Der Mensch, nichtdas Haus, steht im Mittelpunkt», sagt der Architekt. Die Leere einesBaus solle Mensch und Landschaft gegenüberstehen. «Ich erzähle dieGeschichte dieses Spannungsverhältnisses», sagt Kulka. Schönheit istfür ihn eine Frage der Kombination von Stoffen. In speziellenAnordnungen sei Beton schön wie Naturstein, sagt er.

Kritische Diskurse zu seinen Bauten sind Kulka wichtig.Architektur sei «die dritte Haut des Menschen» und dauerhafterLebensraum. Sofort gefallen sei bedenklich, findet Kulka. Er willaber nicht um jeden Preis das Spektakuläre, Provokante. Ein Gebäudemuss für ihn aus dem Kontext entstehen. »Architektur muss auchmanchmal dienen«, schildert er. Dem Ort, den Menschen, der Aufgabe,zählt der Ingenieur auf.

Er spricht aus Erfahrung. Die Liste seiner Projekte ist lang. Auchunrealisierte Entwürfe, wie das Sportstadion Chemnitz oder denOlympiapark Leipzig, zählt er zu bedeutenden Stationen seinerberuflichen Entwicklung. Die vergangenen sieben Jahrzehnte bezeichneter als «spannende Zeit». Nach einer Lehre und dem Studium inBerlin-Weißensee wurde es Kulka «beruflich und politisch zu eng» inder DDR. Er flüchtete in den Westen und wurde ein «echter Spät-68er».Mit knapp über 30 Jahren und einer Gruppe junger Kollegen, einem«chaotischen Haufen», zog Kulka den ersten großen Auftrag an Land:den Neubau der Universität Bielefeld.

Danach hat er mit kleinen Projekten bewusst das »Gegenprogramm«gestartet, unter anderem Kirchen umgebaut. 1986 wurde Kulka Professoran der Technischen Hochschule Aachen. 1990 erlebte er, was gemeinhinals sein Durchbruch gilt. Kulka erhielt den Zuschlag für denSächsischen Landtag. Die damit verbundene Rückkehr an den Ort seinerKindheit scheint ihm heute noch «verrückt». Er habe nie damitgerechnet, schüttelt Kulka ungläubig den Kopf.

In Dresden hatte alles seinen Anfang genommen. »Eigentlich wollteich unbedingt zum Theater», erinnert sich der Architekt. Dann aberhätten die beiden großen Verluste seines Lebens sein Bewusstsein fürArchitektur geschärft. Der eine war der Tod seines Vaters, der auchals Architekt arbeitete. Kulka war damals sieben Jahre alt. Denzweiten Verlust verspürte er nach der Zerstörung Dresdens im Krieg.

Seither ist das Bauen Kulkas «Lebenselixier». Auch die Zahl 70soll daran nichts ändern. Er werde aufhören, kündigt der Jubilar an,wenn er nichts mehr zu sagen habe. Er macht den Eindruck, als hätteer noch viel mitzuteilen.