Orchester greifen Dorgerloh an Orchester greifen Dorgerloh an: Was kostet ein Musiker?

Magdeburg/dpa/mz - Der Streit um die Kultureinrichtungen in Sachsen-Anhalt wird immer schärfer. So haben die Deutsche Orchestervereinigung und der Orchestervorstand der Staatskapelle Halle Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) am Freitag vorgeworfen, falsche Zahlen zu den Kosten für die Musiker der Staatskapelle Halle zu verbreiten. Der Minister hingegen verteidigte seine Angaben und verwies darauf, dass sie auf Daten des Geschäftsführers der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Rolf Stiska, basierten.
Andere Zahlen als Dorgerloh
Die Orchestervereinigung erklärte, die Lohnkosten pro Musiker lägen in Halle bei 66 000 Euro inklusive Arbeitgeberanteil. Dorgerloh hatte am Vortag von knapp 80 200 Euro gesprochen und erklärt, das seien rund 25 Prozent mehr als an vergleichbaren Orchestern wie in Weimar oder Chemnitz.
„Dass ein Landesminister mit auf den ersten Blick unrichtigen Zahlen versucht, den Landtag von angeblich erforderlichen weiteren Einschnitten zu überzeugen, ist mehr als dreist“, sagte der Geschäftsführer der Orchestervereinigung, Gerald Mertens.
Auch der Orchestervorstand der Staatskapelle widersprach dem Minister. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen die Vergütungen der Musiker der Staatskapelle Halle etwa 20 Prozent unter den gültigen Tarifverträgen“, erklärte der Vorsitzende des Vorstandes, Frank Hirschinger. „Mit seinen gezielten Falschangaben und seinen Angriffen auf die Staatskapelle offenbart sich Herr Dorgerloh ein weiteres Mal als oberster Kulturvernichter im Land Sachsen-Anhalt.“
Dorgerloh hatte am Vortag die von der Landesregierung geplanten Einsparungen verteidigt. Dem Orchester in Halle warf er vor, im Vergleich zu teuer zu sein, einen geplanten Stellenabbau nicht umgesetzt zu haben und weniger Besucher als vereinbart anzuziehen. Zu den Musikergehältern bekräftigte er am Freitag, er habe diese Zahlen von der Theater, Oper und Orchester GmbH erhalten. In einem Schreiben des Geschäftsführers Stiska seien für die Musiker Kosten von 9,7 Millionen Euro angegeben. Für die im selben Schreiben genannten 121 „Vollbeschäftigteneinheiten“ im Haustarifvertrag beliefen sich die Kosten pro Stelle auf rund 80 200 Euro, wie Stiska nach Angaben des Kultusministeriums selber ausgeführt habe.
Mehr Musiker als Stellen
In seiner Rede hatte Dorgerloh zunächst auch von den 137 Musikern gesprochen, die auf den 121 Orchester-Stellen geführt werden. Die auf die tatsächlich engagierten Musiker bezogene durchschnittliche Gehaltssumme wäre niedriger. Am Freitag verwies das Ministerium dann aber ausdrücklich auf die 121 im Wirtschaftsplan ausgewiesenen Vollzeitstellen. Bei den Kosten von 9,7 Millionen Euro ergebe sich dann der Durchschnittswert von knapp 80 200 Euro pro Musiker.