1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Opernhaus Leipzig: Opernhaus Leipzig: Beatles-Zeitreise startet Heimkino im eigenen Kopf

Opernhaus Leipzig Opernhaus Leipzig: Beatles-Zeitreise startet Heimkino im eigenen Kopf

Von Andreas Montag 09.05.2013, 16:30
Mit Perücke und Spielfreude in die 1960er Jahre
Mit Perücke und Spielfreude in die 1960er Jahre Brinkhoff/Mögenburg Lizenz

leipzig/MZ - Bei aller Liebe zu Lennon, McCartney und Co. - man konnte auch ein bisschen skeptisch sein: Würde sich ein Hit-Programm der Beatles tatsächlich zur abendfüllenden Bühnenshow runden? Aber die Sorge ist unbegründet gewesen. Tatsächlich langweilt man sich keinen Augenblick während der einschließlich Pause rund zweieinhalbstündigen Produktion „Let It Be“, die am Dienstagabend erstmals im Leipziger Opernhaus zu sehen war und noch bis zum Sonntag läuft.

Die Show beginnt schon vor der Show: Beidseits der Bühne sind als Fernseher im Retro-Look getarnte Videoschirme angebracht, auf denen später Originalaufnahmen der Beatles zu sehen sein werden, darunter riesige Transistorradio-Attrappen. Schon ist man eingestimmt auf die Zeit, als die Popmusik laufen lernte. Und je näher diese Epoche mit der eigenen Lebensreise verbunden ist, um so unmittelbarer wird dann das Heimkino im Kopf angeknipst.

Anfangs ist die Bühne noch streng in Schwarz-Weiß gehalten, die frühen Sechziger werden jetzt verhandelt, die Gründerjahre der Kapelle aus Liverpool. Kein Jahrzehnt später, 1970, sollten sich die Fab Four im Streit trennen - zu einer Zeit, da viele ihrer heutigen Fans noch nicht einmal geboren waren. Songs wie „Please Please Me“ und „From Me To You“ markieren die Frühzeit der Band, genial einfach gestrickte Lieder. Und parrallel zur perfekten Arbeit der Beatles-Darsteller auf der Bühne läuft der eigene Film indessen unaufhaltsam: Da ist die Straße einer Kleinstadt in Thüringen zu sehen, in der jeder jeden kennt und lange Zeit gar keiner der Mitbürger, dann ein erster, viel bewunderter ein Automobil besitzt. Das wird im Wesentlichen geputzt, nicht benutzt.

Dieses Auto, einen „Wartburg“, himmeln die Heranwachsenden ebenso wie die Größeren an, die eine „Kofferheule“ haben, verbotene Westsender hören und zu „She Loves You“ die schon länger gewordenen Locken schütteln. Der „deutsche Haarschnitt“ aus Jungvolk- Tagen hat endlich ausgedient, die Uhren gehen auch im Osten allmählich anders. Und die Beatles haben wesentlich an den Zeigern gedreht.

Auf solche Dinge kann man kommen, während die exzellenten Musiker Emanuele Angeletti (Paul), Ryan Coath (John), Ben Cullingworth (Ringo) und Stephen Hill (George), im Hintergrund unterstützt vom Tastenzauberer Ryan Alex Farmery, den Soundtrack zu den Erinnerungsbildern liefern.

Aber auch für Jüngere bleibt genügend Spaß, um den es auch damals schon gegangen ist. Man vergisst das gelegentlich beim Anblick der selbst zuerkannten Wichtigkeit. Die Grünen der ersten Stunde könnten ein Lied davon singen - wie viele ihrer Altersgefährten.

Die Leipziger Show aber ist ein richtiger Muntermacher, jeder wird in dem Programm, das die Geschichte der Beatles in ihren wunderbaren Songs durchbuchstabiert, sein Lieblingslied finden. Vielleicht „While My Guitar Gently Weeps“, vielleicht „Hey Jude“. Das gibt es als Rausschmeißer.

Weitere Aufführungen in der Oper Leipzig: Do, Fr 20 Uhr, Sa 16 und 20 Uhr, So 15 Uhr; Karten unter Tel. 0341/1261261