1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Opernhaus Halle: Opernhaus Halle: Funken der Unsterblichkeit bei der «Buddy-Holly-Story»

Opernhaus Halle Opernhaus Halle: Funken der Unsterblichkeit bei der «Buddy-Holly-Story»

Von Andreas Hillger 08.02.2004, 17:40

Halle/MZ. - "Die Buddy-Holly-Story", die hier am Freitag ihre umjubelte Premiere feierte, ist vom traditionellen Musical ungefähr so weit entfernt wie ein Volkslied von einer Oper. In weiser Voraussicht nämlich verzichten die Autoren um Alan Janes darauf, die knackig kurzen Original-Songs wie "Peggy Sue" oder "That'll be the Day" durch die Taktstraße des Orchesters zu schicken und als Leitmotive einer raffinierten Partitur zu verschlüsseln. Wo "Buddy" draufsteht, soll auch Holly drin sein: Zwei Gitarren, ein Kontrabass und ein Schlagzeug müssen genügen, um einen ganzen Saal zum Kochen zu bringen.

Und das können sie! Die drei jungen Musiker Christian Hiltawsky, Vinzenz Wieg und Benjamin Hohlfeld schlagen als "The Crickets" noch einmal Funken aus jenem Material, das man längst zum gut abgelagerten Archiv-Bestand der Pop-Kultur zählte. Vor und mit ihnen aber behauptet sich Svaen Lauer als Wiedergänger jenes schwarz bebrillten Jungen, der allein mit seiner Stimme für Sensation und Skandal sorgen konnte. Wie Buddy Holly hat er ein Schluchzen und Lachen in der Kehle, wie sein Vorbild wird Lauer von der eigenen Musik elektrisiert - und verwandelt sich unter buntem Licht an der Rampe zum mitreißenden Entertainer.

Diese vier spielen, was sie sind - und finden in den Stouxingers ihren nicht minder grandiosen Kontrapunkt. Wenn die acht halleschen A-cappella-Virtuosen das "Harlem Nocturne" träge-sinnlich und gefährlich verführerisch anstimmen, erscheinen die schwarzen Masken schnell überflüssig: Das ehrwürdige Haus wird für Minuten tatsächlich zum Apollo-Theatre, dem Bernd Leistners Bühnenbild zwischen Musicbox und Comic-Strip die angemessen abgewetzte Pracht verleiht. Später werden sich die Rivalen als Chorus-Line mit dem Star arrangieren - und mit Ritchie Valens sowie dem Big Bopper, die Buddy durch das große Finale in den Tod begleiten.

Von der Inszenierung soll hier geschwiegen werden, weil davon keine Rede sein kann: Georg Mittendrein, der sich samt seiner Frau auch selbst in Szene setzt, investiert als Eigenkapital kaum mehr als ein paar platte Kalauer. Dass er jedoch gelegentlich auch dann auf der Bremse steht, wenn seine Jungs Gas geben, disqualifiziert ihn als Band-Mitglied wie als Bewerber um die Intendanz des benachbarten neuen theaters nachträglich. Die "Buddy-Holly-Story" aber ist nicht wegen, sondern trotz ihrer Übernahme in ein Repertoire-Theater unverwüstlich - und mündet hier in eine Party, bei der auch Ältere ewige Jugend feiern dürfen.

Nächste Vorstellungen: 11., 13., 14., 15., 20.-22. und 27. Februar, jeweils 19.30 Uhr