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Oper Halle Oper Halle: Raumbühne für Deutschen Theaterpreis nominiert

Von Christian Eger 15.09.2017, 18:13
„Der fliegende Holländer“ fliegt hier mitten hindurch: die Raumbühne Heterotopia in Betrieb. Auf den Sitzen liegen Schutzhelme für Zuschauer bereit.
„Der fliegende Holländer“ fliegt hier mitten hindurch: die Raumbühne Heterotopia in Betrieb. Auf den Sitzen liegen Schutzhelme für Zuschauer bereit. Wenzel

Leipzig/Halle - Überraschung zum Spielzeitstart: Der Bühnenbildner Sebastian Hannak ist mit seiner für die Oper Halle gestalteten „Raumbühne Heterotopia“ für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust 2017“ nominiert. Das teilte der Deutsche Bühnenverein am Freitag in Leipzig mit.

In der Kategorie Bühne und Kostüm ist der 1976 geborene Künstler einer von drei Anwärtern auf die Auszeichnung, die am 3. November gemeinsam vom Deutschen Bühnenverein unter anderem mit der Kulturstiftung der Länder im Schauspielhaus Leipzig verliehen wird. Den Preis für ihr Lebenswerk erhält die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Halle wird das gefallen: Deren Wort-Oper „Wut“ gehörte als Schauspielgastspiel zum Repertoire der Raumbühne.

Intendant Lutz: Wir werden weiter Ungewohntes wagen

„Das sind gute Nachrichten für die Oper Halle“, sagt Florian Lutz, der seit 2016 Intendant des halleschen Musiktheaters ist. „Wir haben in der letzten Spielzeit viel gewagt und ganz neue inhaltliche und ästhetische Schwerpunkte gesetzt. Die Nominierung der Raumbühne bestärkt uns darin, auch in der kommenden Spielzeit Neues und Ungewohntes zu wagen, um tradierte Sehgewohnheiten zu befragen.“ Lutz, dessen Inszenierung von Beethovens „Fidelio“ am Freitagabend die hallesche Opern-Saison eröffnete, verweist auf die Uraufführung „Spiel im Sand“. Die wird in Koproduktion mit dem Impuls-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt im Oktober in der Raumbühne Premiere haben.

Der halleschen Oper gilt mit Hannak die einzige Nominierung, die unter acht Rubriken nach Sachsen-Anhalt geht. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der alarmierenden Finanz- und Strukturkrise der Bühnen Halle ist das keine Nominierung zur Unzeit. Die ist für die junge Oper, deren Aufbruch-Symbol die Raumbühne ist, ein Erfolg.

Gute Noten für die Oper in den Branchen-Blättern

Nicht der erste, der ihr aus der eigenen Branche zuteil wird. In der Kritikerumfrage im Theatermagazin „Die deutsche Bühne“ gehörte Hannak mit „Heterotopia“ zu den drei Besten in der Kategorie Bühne und Kostüm. Im Branchenblatt „Opernwelt“ wurde das ästhetische Konzept der neuen Leitung gelobt. Der „Holländer“ gilt dort als „Paukenschlag“, Händels „Jephta“ als wegweisend; hingegen das Doppelprojekt von Bartóks „Blaubart“ und Fassbinders „Bremer Freiheit“ wurde entschieden als Flop verbucht.

Nicht allein die Fachwelt sieht nach Halle. Inzwischen hat sich auch die Diskussion um die rückläufigen Besucherzahlen in der ersten Lutz-Saison entschärft. „Einige positive Überraschungen“ habe die Auswertung der vergangenen Spielzeit mit sich gebracht, teilt die Künstlerische Leitung der Oper mit.

Der Rückgang der Zuschauerzahlen liegt im grünen Bereich

Obwohl die verkauften Tickets von eigenen Produktionen im eigenen Haus von 59 149 in der Spielzeit 2015/2016 vor Lutz auf 50 395 in der Spielzeit 2016/2017 mit Lutz zurückgegangen seien, habe die Gesamtzahl an Zuschauern für alle Veranstaltungen inklusive Rahmenprogramm bei 72 034 gegenüber 75 279 in der voran gegangenen Saison gelegen. Gemessen an dem starken ästhetischen Wechsel, den das Lutz-Team vollzogen hat, liegt diese Zahl im grünen Bereich.

Dabei habe durchaus nicht die verringerte Sitzplatzkapazität in der Raumbühne zu diesem „leichten Zuschauerrückgang“ beigetragen, erklärt die Opern-Leitung. Im Gegenteil. Vor allem die Raumbühnen-Produktionen „Groovin’ Bodies“ (Ballett) und „Der fliegende Holländer“ (Oper) hätten mit 4 408 beziehungsweise 4 806 Besuchern einen starken Zulauf erfahren. Und zwar ein „deutlich größeres Publikum als vergleichbare Produktionen im Bereich Tanz und Romantische Oper in vorangegangen Spielzeiten.“ Was wohl heißen soll: Nicht die Neu-Inszenierungen, sondern die Wiederaufnahmen sind ein Problem.

Ein Problem bleibt der Verlust an Abonnenten

Ein solches ist und bleibt aber die Zahl der Abonnenten. Von ihren 500 Abonnenten verlor die Oper in der vergangenen Spielzeit 179. Eine Tatsache, die nun zu einer Abo-Kampagne veranlasst, die freilich um einiges offensiver und sichtbarer laufen könnte.

Vielleicht hilft die nun gefeierte Raumbühne. Vom 29. September bis 15. Oktober ist der Bühnenraum, in dem der Zuschauer mittendrin im Geschehen sitzt, zum letzten Mal zu erleben. Wagners „Holländer“, Jelineks „Wut“, Rossas „Groovin’ Bodies“: Alles das geht noch einmal über die Bühne, von der Sebastian Hannak sagt: „Schön, dass wir dieses Experiment an der Oper Halle umsetzen konnten!“ (mz)