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Oper Oper: Gemischte Reaktionen nach Brandauer-Debüt

Von Constanze Schmidt 10.09.2006, 17:42
Der österreichische Schauspieler Klaus Maria Brandauer, aufgenommen im Admiralspalast in Berlin. (Foto: dpa)
Der österreichische Schauspieler Klaus Maria Brandauer, aufgenommen im Admiralspalast in Berlin. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Köln/dpa. - Der Burgschauspieler und Filmstar wagte sicherstmals als Regisseur an eine klassische Oper heran, nachdem er erstim August im Berliner Admiralspalast für seine Inszenierung vonBertolt Brechts «Dreigroschenoper» heftige Kritik hatte einsteckenmüssen. Trotz Kritikerschelte hatten sich in Berlin jedoch großeTeile des Publikums begeistert gezeigt, alle Vorstellungen warenausverkauft.

In Interviews hat Brandauer sich immer wieder bewusst von denDeutungsansätzen des modernen Regietheaters distanziert und diese alsmodische Irrwege abgetan. Auch vor der Kölner Premiere hatteBrandauer zu Protokoll gegeben, dass er sich für politische undgesellschaftskritische Dimensionen des Werks nicht interessiere,sondern die persönlichen Konflikte im Mittelpunkt sehe.

Die mythische Geschichte vom Schwanritter spielt bei Brandauer ineinem nachtschwarzen Raum, der von einem verdorrten, gespaltenenBaumstamm und hoch aufragenden Betonsäulen dominiert wird (Bühne:Ronald Zechner). Im ersten Akt, der mit zuckenden Blitzen beginnt,wabert viel Trockeneisnebel über die Bühne. In fahlem Mondlicht rolltdie märchenhafte Handlung, für die Wagner sich von mittelalterlichenSagen und Epen inspirieren ließ, in epischer Breite und statischenBildern ab.

Brandauer führt die Sänger und den Chor ganz konventionell undbleibt dem langen Abend eine schlüssige, ordnende Idee schuldig.Klassische Chor-Tableaus wechseln ab mit Szenen, in denen die Sängervor allem ungehindert an der Rampe stehen und singen dürfen. Dieaufwendigen Kostüme (Petra Reinhardt), die in einem stilisiertenMittelalter angesiedelt sind, bedienen sich einer eingängigenSchwarz-Weiß-Logik. Die problematischen Ankunfts- und Abschiedsszenendes Schwanritters löst Brandauer naiv: ein Pappmaché-Schwan wirddurch den Chor gereicht, der Ritter steht in weißer Rüstung da,während Gottfried von Brabant noch Schwanenfedern am Körper trägt.

Generalmusikdirektor Markus Stenz verfolgt mit dem glänzenddisponierten Gürzenich-Orchester ein ausgeklügeltes musikalischesKonzept: Er bevorzugt breite, flächige Tempi, hält aber meisterhaftdie Spannung und dünnt die Dynamik zeitweise ins Kammermusikalischeaus. Damit gelingen Momente hoher Intimität, die vom teilweiseerstklassigen Sängerensemble mit getragen werden. Klaus Florian Vogtsmit strahlendem Schmelz singender «Lohengrin», der zudem eine perfektrollendeckende Erscheinung ist, überragt alles. Camilla Nylunds«Elsa» zeigt lyrischen Glanz, Krister St. Hill ist ein italienischtimbrierter «Telramund», Dalia Schaechter eine «Ortrud» mit Schärfen,Reinhard Hagens «König Heinrich« schien indisponiert.

Als der Vorhang fiel, ließ Brandauer lange auf sich warten, ehe ersich dem Publikum zeigte. Gelassen nahm er die extrem gegensätzlichenMeinungen entgegen. Applaus und Buhs verebbten jedoch rasch.