Ökumenischer Kirchentag Ökumenischer Kirchentag: Kirchen wollen Hoffnung geben

München/ddp. - BeimEröffnungsgottesdienst auf der Münchner Theresienwiese mitZehntausenden Gläubigen demonstrierten der katholische MünchnerErzbischof Reinhard Marx und der bayerische evangelischeLandesbischof Johannes Friedrich mit einer gemeinsamen Predigt denWillen zur Stärkung der Ökumene. Papst Benedikt XVI. schickte eineschriftliche Grußbotschaft an die Teilnehmer, in der er denMissbrauch durch Geistliche als «Unkraut» anprangerte.
Marx betonte, die Kirchen seien Träger der Hoffnung und solltenden Menschen Halt und Sicherheit geben. Deshalb wiege es «umsoschwerer, dass Amtsträger der Kirche die Hoffnungen von Menschenenttäuscht haben». Marx fügte hinzu: «Das haben wir in diesen Wochenbitter erfahren.» Friedrich verwies auf das Kirchentagsmotto «Damitihr Hoffnung habt». Hoffnung gebe «Kraft und Mut, wenn man an denProblemen und Schwierigkeiten in dieser Welt verzweifeln möchte».
Marx sagte, vom Kirchentag in München solle ein Zeichen derHoffnung ausgehen. Er betonte mit Blick auf die Ökumene: «Wir sinddann stark und entsprechen dem Auftrag Jesu, wenn wir gemeinsam betenund handeln.« Gemeinsam wollten die Kirchen überwinden, was sievoneinander trenne.
Der Papst ging erstmals in einer Botschaft, die sich speziell andeutsche Gläubige wendet, auf den Missbrauchsskandal ein. «In denletzten Monaten sind wir mit immer neuen Meldungen konfrontiertworden, die uns die Freude an der Kirche nehmen möchten, sie als Ortder Hoffnung verdunkeln», schrieb Benedikt XVI. Es gebe «Unkrautgerade auch mitten in der Kirche und unter denen, die der Herr inbesonderer Weise in seinen Dienst genommen hat», betonte der Papstmit Bezug auf das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Aber der«gute» Weizen sei «nicht erstickt worden von der Saat des Bösen». Errief die Kirchentagsteilnehmer auf, den Blick für das Gute und dieGuten nicht zu verlieren.
Bundespräsident Horst Köhler, der zur Eröffnung nach München kam,rief die katholischen und evangelischen Christen zu verstärkterZusammenarbeit auf. Bei diesem Thema habe der Schwung in denvergangenen Jahren nachgelassen. Auch aus einem anderen Grund kommeder Kirchentag zur rechten Zeit, sagte Köhler und verwies auf die»schwere Krise« der Kirche. Nur mit wiedergewonnenem Vertrauen undwiedergewonnener Glaubwürdigkeit könnten die Botschaft des Glaubensund das Zeugnis der Kirche bei den Menschen Gehör finden.
Bis Sonntag gibt es beim Kirchentag rund 3000 Veranstaltungen an500 Orten. Erwartet werden neben Spitzenvertretern der Kirchen auchBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister sowieProminente aus Kultur und Gesellschaft. Angemeldet haben sich nachVeranstalterangaben etwa 125 000 Dauerteilnehmer, zusätzlich wird mitrund 40 000 Tagesgästen gerechnet. Nach dem Eröffnungsgottesdienstwollten die Kirchentagsbesucher bei einem großen Straßenfest in derMünchner City feiern.
Die Veranstalter kündigten an, beim ÖKT die Kirchen in anderemLicht präsentieren zu wollen. Der evangelische Präsident des ÖKT,Eckhard Nagel, sagte: »Die andere Seite der Kirchen erkennbar werdenlassen: Das ist die Aufgabe des 2. Ökumenischen Kirchentags.» Sowichtig es sei, die Skandale aufzuklären, es müsse die Bandbreite deskirchlichen Lebens und das soziale Engagement der Christen wieder inden Mittelpunkt gestellt werden.
Der katholische ÖKT-Präsident, Alois Glück, versicherte, das Themasexueller Missbrauch werde auf dem Kirchentag «offensiv»angesprochen. Oft sei der falsche Eindruck entstanden, der Kirche seidie Institution wichtiger als die Betroffenen. Diese Entwicklung habeviel Vertrauen zerstört. Auf dem ÖKT werde aber deutlich gemacht: «Esgeht uns um die Betroffenen.»
Nagel sagte: «München wird den Begriff der Ökumene weiten.» Esgehe nicht nur um das Zwiegespräch zwischen Katholiken undProtestanten, sondern um die Vielfalt der Konfessionen. «OhneÖkumene, das ist die Botschaft von München, ist eine Zukunft desChristentums nicht denkbar», betonte er. Auch der interreligiöseDialog werde einen besonderen Schwerpunkt des 2. ÖKT bilden.
