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Nora Tschirners Band Prag Nora Tschirners Band Prag: Erwachsenen-Pop mit Seitenscheitel und Violine

Von Steffen Könau 22.01.2013, 22:05

Halle (Saale)/MZ. - Bei Prag, der Band von "Kein- ohrhasen"-Star Nora Tschirner, täuscht der erste Augenschein. Denn Tschirner, neben Erik Lautenschläger und Tom Krimi eines von drei Bandmitgliedern, singt auf dem Debütalbum "Premiere", das am Freitag erscheinen wird, nur selten und wenn, dann meist weit in den Hintergrund gemischt. Vorn regiert Frontmann Lautenschläger, ein Typ mit Seitenscheitel und Dandy-Attitüde, der wie Tschirner aus Berlin-Pankow stammt und mit seiner Gruppe Erik & Me viele Jahre lang eher unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit Musik machte.

Die bestand damals schon aus einer fein abgeschmeckten Mischung von Chanson, Popschlager und Element-of-Crime-Rock. Schmeichel-Melodien trafen auf tiefsinnige Texte, es wurde nachgedacht und zurückgeschaut, Einsamkeit bedauert und die große Liebe herbeigesehnt. Tom Krimi, ein aus Bremen stammender Singer / Songwriter mit Vorliebe für englische Texte, widmete sich zeitlebens denselben Themen, mal mit Bands wie Stereo De Luxe, mal allein wie auf seinem letztjährigen Album "Why Don't We".

Ja, warum eigentlich nicht wir, dachten sich die drei, nachdem Nora Tschirner ihren alten Schulchorbekannten Lautenschläger bei einer Fernsehsendung wiedergetroffen hatte. Der suchte für ein neues Projekt, das er gemeinsam mit Krimi plante, gerade eine weibliche Stimme - und rannte bei Nora Tschirner offene Türen ein. Musik zu machen, sei ein Traum gewesen, "von dem ich eigentlich nicht wusste, dass ich ihn nach meinem 17. Geburtstag noch hatte", sagt die vielbeschäftigte künftige "Tatort"-Kommissarin, die mit 13 für die ZDF-Kinderserie "Achterbahn" entdeckt worden war.

Das hier ist anders, das ist weder der Nörgelrock von Tocotronic noch der Hymnenreigen von Silbermond. Prag produzieren, auf dem Album breitbandig unterstützt vom tschechischen Filmorchester, Erwachsenenpop in Vollendung. Ein Hauch 50er Jahre schwebt bei "Sophie Marceau" und "Zeit" durch den Klangraum. Und ein bisschen Nouvelle Vague, sowohl atmosphärisch als auch bezogen auf die gleichnamige französische Band, die vor Jahren mit cinematografischen Chansons nach bekannten Hitvorlagen Furore machte.

Bei Prag kommen Texte hinzu, die auch beim vierten, fünften Mal Hören noch neue Facetten zeigen. Etwa bei gesungenen Shopping-Trip "Einkauf", der die Entsprechung zur Sinnsuche im Leben in der Schnäppchenjagd zwischen Supermarktregalen findet. Doppeldeutigkeiten, Hintersinn und anspielungsreiche Vergleiche - so entstehen hier große Gleichnisse.

Zur Band: www.facebook.com/pragmusicwww.erikandme.de

Prag sind live am 25. Mai im Werk 2 in Leipzig zu erleben.