Neuerscheinung Neuerscheinung: Ottmar Hörl denkt an die Menschheit

WITTENBERG/MZ/CNI. - Unter derÜberschrift "Rede an die Menschheit" firmiertein im Verlag H2SF editions Trier/Berlin erschienenesBuch, in dem auf 300 Seiten in Wort und Bilddas Werk des Nürnberger Kunstprofessors OttmarHörl der Jahre 1978 bis 2010 dargestellt wird.Der Titel sei einerseits eine Referenz andie kommunikative Idee des Künstlers, dersich früh für das Material Kunststoff unddas Serielle entschied und schon mal mit Gegenständenarbeitet, die Otto Normalverbraucher zu Hausehat, ohne ihnen jenseits ihrer originärenBestimmung Beachtung zu schenken. Anderseitsnimmt der Titel Bezug auf eine Rauminstallationaus Büchern, welche Hörl erstmals 1997 gezeigthat und die inzwischen über 20Bände umfasst.
Nicht näher definiert ist dabei der Inhaltdieser Rede. "Für mich geht es um die formalePräsenz (…) um die Idee einer Rede und zwarvon einem Menschen, der diese Welt ohne politischeIdeologie und Vorurteile sieht. Deshalb bleibtoffen, was diese Rede enthalten könnte", wirdHörl zitiert. Der hatte wie berichtet zuletztselbst mit Vorurteilen zu kämpfen, als erim Spätsommer in Wittenberg sein Kunstprojekt"Hier stehe ich" zur Lutherdekade realisierteund Kritiker dem Werk inhaltliche Tiefe absprachen,noch bevor es überhaupt in der Welt war. AmEnde wurde die mit der raumgreifenden Arbeitverbundene Botschaft durchaus von vielen verstandenund das Projekt selbst zum beachteten Erfolg.
Einen Eindruck von Hörls Selbstverständnisals Künstler und davon, wie vielfältig dieThemen sind, denen sich der heute 60-Jährigeschon gewidmet hat, vermittelt das nun vorliegendeBuch. Und egal ob "Kuhprojekt" oder die hütchenförmigenDachaufbauten für die Finanzämter der StadtFrankfurt am Main, ob Installation aus Raketen(Titel: Weltfremd) oder experimentelle Fotokonzepte- bei allem wird auch erkennbar, wie Hörlhintersinnig mit Kontexten und Assoziationenspielt und damit tradierte Sichtweisen hinterfragt.
Dass er durchaus auch gegen Regeln des Kunstbetriebsverstößt, wie Roland Scotti von der StiftungLiner Appenzell im Vorwort mitteilt, sei nurfolgerichtig. Allerdings habe bis heute nochniemand nachweisen können, "dass eine Eingrenzungdes Kunstbegriffs ebenso wie des Existenzbegriffsmöglich oder gar gerechtfertigt wäre". Daswäre ja noch schöner.