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Naumburgs neuer Intendant Neugebauer im Interview Naumburgs neuer Intendant Neugebauer im Interview: "Ich bin Berlin-müde"

02.12.2014, 08:23
Neuer Intendant in Naumburg, Stefan Neugebauer: Von der Hauptstadt in die Provinz.
Neuer Intendant in Naumburg, Stefan Neugebauer: Von der Hauptstadt in die Provinz. dpa Lizenz

Naumburg - Er ist „Berlin-müde“, wie er selbst sagt. Stefan Neugebauer wird im August 2015 die Intendanz am Theater Naumburg übernehmen. Der Deutschen Presse-Agentur verrät der Regisseur, Übersetzer und Autor, welche Ideen er aus der Großstadt ins beschauliche Naumburg mitbringt, welche Herausforderungen auf ihn warten und warum er bereits für einen Skandal gesorgt hat.

Der Wechsel von der Weltstadt Berlin in die Provinz nach Naumburg - was hat Sie dazu bewogen?

Neugebauer: Ich bin ja nun nicht mehr 35, ich bin inzwischen schon 51. Ich hab einen kleinen Sohn, der ist 2 geworden, eine Tochter, die ist 8, und einen Großen, der ist 16. Das sind wichtige Gründe, die mich dazu bewogen haben. Ich bin „Berlin-müde“. Ich hatte das Glück, dass ich mit 24 die DDR verlassen konnte, vor dem Mauerfall. Da hatte ich einen Neuanfang. Das war eine tolle Erfahrung. Die Situation jetzt ist verwandt - ich kann noch mal neu anfangen. Ich freu mich auf eine Kleinstadt. Das klingt für manche komisch, ich weiß. Vor fünf Jahren hätte ich das auch nicht so gesagt, aber inzwischen ist mir das sehr behagt. Die kurzen Wege, die Ansprechpartner, die man direkt erreichen kann, ohne vorher Termine groß abzuklären - und abgesehen davon ist Naumburg eine sehr reizvolle Stadt.

Im August 2015 ist es so weit. Sie übernehmen die Intendanz am Theater Naumburg. Was müssen Sie bis dahin noch tun?

Neugebauer: Der ganze Spielplan muss in erster Linie fertig sein. Der muss jetzt eigentlich schon fast fertig sein. Ich habe bereits mögliche Kooperationspartner kennengelernt, Überlegungen angestellt, ob ich noch woanders als im eigentlichen Theaterraum Theater machen kann - da gibt es auch Anknüpfungspunkte an die Arbeit meiner Vorgängerin Susanne Schulz - und natürlich steht die Frage nach dem Ensemble. Es müssen neue Schauspieler her.

Im Vorfeld gab es deswegen schon einen kleinen Skandal. Sie haben die Verträge des Ensembles nicht verlängert. Warum?

Neugebauer: Die Verträge laufen eben aus. Ich habe niemanden rausgeschmissen. Ich habe die Verträge nur nicht verlängert. Es ist ein Mini-Ensemble von vier Leuten. Sie spielen noch die Spielzeit bis Sommer 2015. Wenn ich dann anfange, kommen neue Schauspieler. Zwei stehen bereits fest. Es gibt eine Wiederaufnahme von der Spielstätte, in der ich zurzeit bin - in einem Schwimmbad in Steglitz in Berlin. Das ist ein Stück mit zwei Kabarettisten aus Österreich - Josef Hader und Alfred Dorfer. Die beiden Kollegen kommen mit nach Naumburg.

Das Publikum in Naumburg ist aber ein anderes als in Berlin. Wie wollen Sie die Menschen vor Ort begeistern?

Neugebauer: Ich war in Berlin auch nicht der Macher der Volksbühne, sondern arbeitete in Steglitz - einer eher bürgerlichen Gegend. Was jetzt anders ist, ist, dass ich keine Zielgruppe mehr habe, sondern alle ansprechen will. Ich fang bei Kindern ab drei Jahren an und gehe über alle Generationen hinweg. Ich werde mich breiter aufstellen müssen. Ich kenne die Menschen noch nicht. Ich glaube aber nicht, dass es Provinz ist - sie alle keine Ahnung haben. Natürlich muss man eine Geschichte zu erzählen haben. Die muss auch klar werden. Dann funktioniert es.

Können Sie schon verraten, was Sie konkret an Stücken planen?

Neugebauer: Zur Eröffnung kommt Goethes „Faust“. Es ist ein bekannter Stoff. Wir spielen in einer alten Kirche, so dass der Zuschauer schon allein durch den Ort das Stück anders erleben wird - das ist mein persönliches Faible. Die Leute merken dadurch, dass das Theater nicht in seinem kleinen Elfenbeinturm sitzt, sondern rausgeht und präsent ist. Darüber hinaus werde ich das Puppentheater stärken. Es sollen gute Regisseure und Gastspieler kommen, damit man die Tradition weiterführen kann. Darüber hinaus will ich im Kinder- und Jugendbereich einiges mehr machen. Ich plane ein Stück mit Kindern und Schauspielern. In den Winterferien soll es Workshops im Bereich Puppentheater, Tanz und Gesang geben.

Wie steht es um die Finanzierung des Hauses?

Neugebauer: Für bestimmte Projekte brauchen wir Förderungen. Aber ich mache selbst auch Regiearbeiten. Geplant sind drei oder vier Stücke. Mit jeder Arbeit, die ich selbst mache, sparen wir Geld. Dadurch ist natürlich Geld etwa für Workshopleiter da.