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Nachruf Nachruf: Urmel-Autor Max Kruse ist tot

Von Janine Paskamp 07.09.2015, 17:08
Eine Urmel-Marionette in Augsburg. Autor Max Kruse ist im Alter von 93 Jahren gestorben.
Eine Urmel-Marionette in Augsburg. Autor Max Kruse ist im Alter von 93 Jahren gestorben. dpa Lizenz

„Ööch böön alleinöö“, beginnt der melancholische Seeele-Fant zu singen. Schwer traurige Lieder sind mindestens so typisch für ihn, wie es der Grunzlaut „öff-öff“ für das Hausschwein Wutz ist. Dieses Geräusch gehört ebenso zu ihr wie der regelmäßige Versuch des Pinguins Ping, sich in die bewohnbare „Mupfel“ von Waran Wawa einzuschleichen.

Mit seiner Geschichte „Urmel aus dem Eis“ wurde er weltbekannt, jetzt ist Kinderbuchautor Max Kruse im Alter von 93 Jahren gestorben – im oberbayerischen Penzberg, wo er zuletzt gelebt hatte.

Tiere mit Sprachfehler

Alle seine Figuren zeichneten sich durch ihre fein ausgearbeiteten Charaktere aus. Gerade ihre zahlreichen Macken machen Kruses Schöpfungen so liebenswert. Jedes der Tiere hat beispielsweise einen Sprachfehler: Der Pinguin spricht „pf“ statt „sch“, der Waran kann kein „z“ aussprechen und der Vogel Schusch verwendet statt einem „ä“ immer ein „i“. Wer sich je die Augsburger Puppenkiste angesehen hat, wird sich an den kleinen, lispelnden Dinosaurier erinnern, der zwar sprechen lernt, aber statt „g“ im Anlaut immer „d“ verwendet.

Viel Fantasie für Kinder

Das besondere Gespür, die Fantasie von Kindern anzusprechen, mag Kruse von seiner Mutter geerbt haben: Er wurde als Sohn der berühmten Puppenmacherin Käthe Kruse geboren – deren Firma er leitete, bis er zur Schriftstellerei wechselte. Sein Buch über die kleine Südseeinsel Titiwu, auf der Professor Habakuk Tibatong den Tieren das Sprechen beibringt, wurde mehr als 800.000 mal verkauft.

Mehr als 50 weitere Kinderbücher stammen aus Kruses Feder, darunter „Lord Schmetterhemd“ und „Don Blech“. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt bei rund drei Millionen Exemplaren, wie sein Verlag Thienemann-Esslinger anlässlich des Todes mitteilte. Keines von ihnen war allerdings so beliebt wie das 1969 erstmals publizierte „Urmel aus dem Eis“, dem noch elf „Urmel“-Bände folgten. Der 2012 verstorbene Komiker Dirk Bach hat sich in mehreren Hörspielen und sogar einer TV-Fassung als Urmel versucht.

„Mit Max Kruse verliert die deutsche Kinderliteratur einen Autor, der eine ganze Generation von Lesern geprägt hat“, erklärte der Verlag. Jeder, der schon einmal versucht hat, Kindern das Buch mit all den Sprachfehlern vorzulesen, weiß, dass das stimmt.