1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik
  6. >
  7. Meat Loaf ist tot: Der Rock-Berserker mit der Jahrhundert-Stimme

Tod einer Legende Meat Loaf ist tot: Der Rock-Berserker mit der Jahrhundert-Stimme

Der Texaner Meat Loaf vereinte Opern-Bombast und Rockmusik. Jetzt ist der Plattenmillionär mit 74 Jahren gestorben.

Von Steffen Könau Aktualisiert: 21.01.2022, 22:28
Meat Loaf 2005 bei einem Konzert in Los Angeles
Meat Loaf 2005 bei einem Konzert in Los Angeles Foto: Imago

Dass es dem großen Mann mit der großartigen Stimme nicht sehr gut ging, war bei seinem letzten Deutschland-Ausflug schon nicht mehr zu übersehen. Meat Loaf, 69 Jahre zuvor als Michael Lee Aday in Dallas im US-Bundesstaat Texas geboren, blieb zur Begrüßung im Sessel sitzen, freundlich lächelnd, aber unbeweglich wie das Nahrungsmittel, dem er seinen Namen verdankte: „Fleischklops“.

Der passte vom ersten Moment an. Als Meat Loaf mitten im wilden Punk-Jahr 1977 debütierte, vereinte sein Debütalbum „Bat out of hell“ alles, was gerade nicht angesagt war. Der Sänger war dick, er trug ein Rüschenhemd und lange Haare. Seine Songs, geschrieben vom stets unsichtbar bleibenden Freund und Kollegen Jim Steinman, waren unmäßig lang, klaviergetrieben und voller Fantasiegeschichten.

Die Plattenbosse hatten ihn ausgelacht. Doch Meat Loaf landete einen Welterfolg, der alles in den Schatten stellte. 43 Millionen Alben verkaufte er auf diesem ersten Höhepunkt seiner Karriere, in der es ihm wie keinem anderen gelang Pomp und Pop, Rock und Barock, Bombast und Poesie zu vereinen.

Meat Loaf war auf der Bühne eine Urgewalt
Meat Loaf war auf der Bühne eine Urgewalt
Foto: imago stock&people

Noch besser im kollektiven Gedächtnis ist allerdings sein Song „I’d do anything for love“ von 1993, im Original eine Minioper von zwölf Minuten Länge, die Meat Loaf mit seiner ganzen gigantischen Körperlichkeit gestaltete. Dieses erste Comeback des Riesen, erneut in Zusammenarbeit mit dem kleinen, stillen Jim Steinman zusammengestellt, katapultierte den Mittvierziger, der seine Karriere mit kleinen Filmrollen begonnen hatte und seine Durchbruch als Eddie in der “Rocky Horror Picture Show“ feierte, zwischen alle die handzahmen, hübschen Edelrocker vom Schlage eines Sting, Bryan Adams und Eric Clapton.

Ein Erfolg, dem der eigensinnige barocke Beserker, der auf der Bühne mit unfassbarer Energie explodierte, von da an hinterlief. Mal mit Steinman, der ihm neue Epen liefern sollte, nach regelmäßigen Zerwürfnissen aber auch mal ohne die Hilfe des alten Freundes und Feindes, aber mit alten Kompositionen von ihm, blieb er seinem Stil durch alle Moden und Trends hindurch treu, ohne je wieder in die Hit-Regionen vorstoßen zu können, die er einst erreicht hatte. „Bat out of hell“ ist heute das fünftmeist verkaufte Album der Rockgeschichte. „Man kann damit nicht konkurrieren. Es geht einfach nicht“, gestand sich Meat Loaf selbst vor fünf Jahren im Gespräch mit der MZ ein.

Bereits von Krankheit gezeichnet, lieferte er damals mit „Braver than we are“ dennoch ein letztes, großes Werk. „Ich singe nie als Meat Loaf, ich erschaffe Charaktere für jeden Song“, sagte er dazu. Im vergangenen Jahr dann starb Langzeit-Kompagnon Steinman. Und jetzt ist Michael Lee Aday gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.