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Musik Musik: Vater der Moderne starb vor 50 Jahren

10.07.2001, 08:20

Wien/dpa. - Als Autodidakt begann der am 13. September 1874 geborene Sohnjüdischer Kaufleute in Wien, der außer Geigenunterricht keinenennenswerte musikalische Ausbildung genoss, zu komponieren. Inersten Versuchen komponierte der Achtjährige, was er selbst hörte:Violinduette, Opernarrangements und Militärmusik. Als der Vaterstarb, musste der 16-Jährige die Realschule verlassen und mit seinerArbeit in der Bank zum Unterhalt der Familie beitragen. Die Bankging bankrott, und der junge Künstler schockierte die Familie mitder Mitteilung: «Ich gehe nicht wieder ins Büro, ich werde Musiker!»

Beharrlichkeit, höchstes Interesse an der Musik und Talent ließenihn Anschluss an die wichtigen literarisch-musikalischen Zirkel imWien der Jahrhundertwende finden. Zu einem wichtigen Freund undWegbegleiter wurde der Komponist, Dirigent und Chorleiter Alexandervon Zemlinsky, dessen Schwester Mathilde er 1901 heiratete. Vomvorherrschenden spätromantischen Stil, der maßgeblich von Brahms undWagner beeinflusst war, distanzierte sich Schönberg zunehmend. Mit«Verklärte Nacht» komponierte er 1899 sein erstes bedeutendes Werk.

In Berlin unterrichtete er 1902 und 1903 am SternschenKonservatorium Komposition und wurde nach seiner Rückkehr nach Wienzu einer zentralen und bewunderten Figur der Wiener Avantgarde.Uraufführungen seiner Werke gerieten regelmäßig zu Skandalen. InLiedvertonungen und Instrumentalwerken wie den «Gurre-Liedern»(1911) und dem bahnbrechenden «Pierrot Lunaire» (1912) stießSchönberg zu entfernten Harmonien vor, die bereits seinen Weg zurAtonalität erkennen lassen. In seine Kompositionen ließ er nichtorchestrale Geräusche einfließen. Dem standen selbst aufgeschlosseneMusikkenner ratlos gegenüber.

Seine Theorie, die zur Auflösung der traditionellen Ästhetikführte und zur Auffassung, dass Dissonanzen nur entfernteKonsonanzen seien, legte er in der 1911 abgeschlossenen«Harmonielehre» dar. Seine Grundprinzipien übertrug er auch in dieMalerei - bewundert und bestärkt von namhaften Künstlern wie WassilyKandinsky: «In seinen Händen wird die ärmste Form die Reichste.» DieBewunderung und die herausragende Stellung im «Wiener Kreis»bewahrten Schönberg nicht vor immer wieder kehrender finanziellerNot.

Eine Situation, die verstärkt wurde durch seine Flucht vor denNationalsozialisten 1934. In den USA fand er eine neue Heimat.Lehrverpflichtungen an verschiedenen Universitäten bestätigten seinekünstlerische Bedeutung. Dennoch wird sein Werk auch lange nachseinem Tod am 13. Juli 1951 noch als schockierend empfunden. Erstmit verfeinerter Spieltechnik und mit dem großen Einfühlungsvermögennahmafter Dirigenten wie Pierre Boulez seit den 70er Jahrenverbesserte sich das Verständnis für Schönbergs «atonale Musik».