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Musik Musik: Sanges-Diva mit frechem Mundwerk

Von Dorit Koch 26.09.2007, 14:20

Hamburg/dpa. - Witz, Charme und Sex-Appeal - auf der Bühnekann Barbara Schöneberger alle Trümpfe ausspielen. Vor allem ihreSelbstironie: «Jetzt singt sie auch noch und geht aufDeutschlandtour. Jetzt tanzt sie auch noch - und das mit der Figur»,singt die TV-Moderatorin, wirft die blonde Lockenmähne nach hinten,wiegt sich in den Hüften und grinst frech die Zuschauer an. DasPublikum in der Hamburger Laeiszhalle ist begeistert, jubelt - unddie 33-Jährige freut sich wie ein kleines Mädchen: «Oh, ist dasschön!». Die Erleichterung dürfte nicht gespielt gewesen sein,schließlich ist das Konzert am Montagabend der Auftakt zu ihrerersten Konzertreise als Sängerin.

Gemeinsam mit dem Berlin Pops Orchestra begibt sich das «blondeGift», so der Titel ihrer früheren Talkshow, auf einen Streifzugdurch die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. «Ich wollte unbedingteine Deutschlandtour machen. Ich wusste nur nicht, womit», plaudertsie munter drauflos und erntet wieder Beifall. Doch eigentlich ist esohnehin fast egal, was sie an dem Abend sagt - die Zuhörer lieben siesowieso und feiern sie von der ersten bis zur letzten Sekunde der«One Night To Remember». Selbst die Fans, die Schöneberger bislangnur aus TV-Talkshows kannten, werden nicht enttäuscht: Die in Hamburglebende Entertainerin, die von 2008 an die «NDR Talk Show» moderiert,weiß ihre Stimme nicht nur ausgiebig zum Reden einzusetzen, sondernauch gekonnt zum Singen.

Ein Potpourri aus Klassikern von Hildegard Knef («Ich glaub' 'neDame werd' ich nie»), Zarah Leander («Nur nicht aus Liebe weinen»)Billy Joel («New York State Of Mind») und Barbra Streisand («Smile»)oder Schlagern wie «Das bisschen Haushalt» (Johanna von Koczian) mixtsie mit eigenen Songs. Im glamourösen Gewand - vom lilafarbenenSatinkleid mit schwarzer Spitze bis zur bodenlangen Robe in Weiß -und mit der Vorliebe für die große Pose, gibt sie ganz die Diva «LaBarbara», um kurz danach über sich selbst zu lachen. «Falls Sie sichjetzt schon die ganze Zeit fragen: Revue-Jazz ist das, was wirmachen», erklärt sie und hat noch weitere Beschreibungen parat:«Dekolleté mit Kultur, Netzstrümpfe mit schwarzem Rolli».

Flotte Sprüche streut Schönebeger immer wieder ein. «Ich bin dieGloria Estefan von Othmarschen!», ruft sie, als sie wie die Latin-Pop-Ikone über die Bühne tanzt. «Den Ausstellschritt habe ich mir vonEartha Kitt abgeschaut», erzählt sie später. Wichtig für die perfektePose sei es für Frauen, die Arme nach oben zu reißen. «Das machen dieFrauen im "Playboy" auch immer. Entweder hängen sie an Bäumen oder anSeilen.» Dass sich Schöneberger für ihre im November erscheinende CD«Jetzt singt sie auch noch» das bewährte Texter- und Komponisten-DuoFrank Ramond und Matthias Hass (Annett Louisan, Roger Cicero) geholthat, erweist sich als Volltreffer.

Die Texte sind Schöneberger auf den Leib geschrieben. BeliebteZielscheibe ihrer Humorattacken sind sämtliche Vertreter desmännlichen Geschlechts: «Ran an den Mann, so lange er noch kann!»,singt sie. Der Mann von heute schwanke zwischen «genetischerVeranlagung und der Domestizierung durch die Frauen». «Männer mussman loben», lautet daher ihr nächster Titel, «toll, dass Du alleinnach Hause gefunden hast» oder «Danke, für die Blumen von der Tanke»,amüsiert sie sich darin. Minutenlangen Applaus erntete sie am Endenicht nur vom Publikum, sondern auch von einem Mann, der dieseSprüche kennen dürfte. «Sensationell», meinte ihr Freund MathiasKrahl. «Ich war genauso nervös wie sie.»

(Weitere Stationen: Düsseldorf 26.9., München 27., Leipzig 28.,Berlin 30. und Stuttgart 1.10.)