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Musik Musik: Pur starten ihre Tournee in Halle/Westfalen

Von Stefan Waschatz 07.11.2006, 13:31

Hamburg/dpa. - Jetzt gehen sie wieder auf Tour, und alles andere als ausverkaufte Hallen und begeisterte Fans wären eine Überraschung. Für das Auftaktkonzert am 10. November in Halle/Westfalen sind bereits alle Tickets verkauft. Schon die Clubtour im September war ein Erfolg. Auch das neue Album schaffte auf Anhieb Platz 1 der Charts. «Es ist wie es ist» - der Name ist so gewählt, dass er von Engler auch als Erwiderung auf seine Kritiker gemeint sein könnte.

Das Vorgänger-Album «Was ist passiert?» - vor rund drei Jahren veröffentlicht - war bei vielen Fans gar nicht gut angekommen. Ein «sehr egomanisches» Album nennt Engler es heute. Wenn es ihm nicht gut gehe, sei das eben auch seiner Musik anzumerken. Damals lag die Scheidung von seiner Frau noch nicht lange zurück. Inzwischen hat Engler wieder eine Freundin, und nur daran - und nicht an den Wünschen der Fans - liege es, wenn auf dem neuen Album auch Liebeslieder zu finden sind. «Ich kann das nicht machen, weil die Fans das wollen.»

Mit dieser Einstellung lässt sich Pur auch von aktuellen Musiktrends nicht beeinflussen. «Es ist egal, was gerade läuft. Wir machen, was wir gerade im Schädel haben. Wenn es den Geschmack der Menschen trifft, ist das Zufall», sagt Engler.

Obgleich sie sich nicht nach ihnen richten, die Fans bedeuten Engler und seinen Musikerkollegen viel. Das wird durch ein Lied auf dem neuen Album deutlich: «Danke», lautet der schlichte Titel. «Irgendwann reicht es nicht mehr, zehn Mal im Konzert "Danke" zu rufen», sagte Engler. Aus seiner Sicht verdankt Pur den Erfolg ganz allein den Fans. Bei diesem Punkt ist es Engler wichtig, sich von anderen, jüngeren Bands abzugrenzen. «Die werden heute beim ersten Ding gehypt, dann lässt das Interesse nach. Die Medien haben sich nicht um uns gekümmert, wir haben uns unser Publikum erspielt. Ich kenne jede Mehrzweckhalle in Deutschland.»

Inzwischen hat Pur sich bei den Fans einen Vertrauensvorschuss erarbeitet, der die Musiker auch schlechte Kritiken leichter verdauen lässt. Engler beschreibt das so: «Unabhängig von allen Medien hatten wir schon so viele Menschen begeistert, die gesagt haben, dass ist meine Band. Und die hören bei uns alle zwei, drei Jahre mal rein.» Folgerichtig stürmte das neue Album gleich auf Platz 1 der Charts - konnte sich da allerdings nicht einmal eine Woche halten.

Trotz allen Erfolgs treffen manche Kritiken Engler hart. Die Rezension einer Zeitung hat ihn so verletzt, dass er sie aus der Erinnerung aufsagen kann: «Die Texte von Hartmut Engler sind wirklich nicht schlechter als die von Bernhard Brink oder Roland Kaiser, das Tragische ist nur, dass sie versuchen, das Ganze mit Rockmusik zu verkaufen.» Dazu sagt Engler: «Das tut weh. Man darf das auch nicht mögen, was wir tun. Aber mit Roland Kaiser hat das nichts zu tun.»

Für das neue Album hat Pur einiges Lob bekommen. Engler zufolge ist es von «Ernsthaftigkeit, aber auch viel Freude und Spaß» geprägt. Auf der Tour werden sie natürlich auch ihre alten Hits - wie «Abenteuerland» oder «Lena» - spielen. Lieder, die derart einprägsam sind, dass sie auch viele Menschen mitsingen könnten, die sich nie als Pur-Fan bezeichnen würden.

Pur könnte in diesem Jahr 25-jähriges Bandjubiläum feiern, doch Album und Tour stehen im Vordergrund. Zu ihrem 30. Bandgeburtstag wollen die Musiker sich etwas einfallen lassen, verspricht Engler. Nach seinen Worten machen sich die Mitglieder der Band aus Bietigheim vorher auch keine Gedanken übers Aufhören. «Wir sind grundlegend verlässliche Schwaben.» Der Plattenvertrag laufe voraussichtlich bis 2012. «Dann werden wir uns mal Gedanken machen, über eine Abschiedstournee», sagt Engler. Mit 65 Jahren werde er jedenfalls nicht «den Mick Jagger machen».