Musik Musik: «Mr. Spanish Eyes» ist mit 82 gestorben
New York/dpa. - Mehr als ein halbes Jahrhundert wurden seineSongs in den Schlagerparaden rauf- und runtergespielt, vor allem derSchmachtfetzen «Blue Spanish Eyes» ist aus den Charts nichtwegzudenken: Am Dienstag (Ortszeit) ist der US-Sänger Al Martinounerwartet in seinem Haus in der Nähe von Philadelphia gestorben -vermutlich an Herzversagen. Erst in der vergangenen Woche konnte ernoch seinen 82. Geburtstag feiern.
Mit seiner Schmusestimme und einem untrüglichen Gespür für dierechte Prise Romantik hat Al Martino das seltene Kunststückgeschafft, alle Wellen der Popmusik mit seinem eigenen Stil zuüberleben. Zu seinen beliebtesten Hits gehören «Here In My Heart», «ILove You Because» und natürlich der Mega-Seller «Volare».
Auch sein eigenes Leben war eine echte Bilderbuchgeschichte. 1927als Sohn italienischer Einwanderer in Philadelphia geboren, arbeiteteAlfred Cini - so sein bürgerlicher Name - zunächst im Maurerbetriebdes Vaters mit und schlug sich mit Nebenjobs als Boxer und in Barsdurch.
Erst die Freundschaft mit dem um sechs Jahr älteren und früherfolgreichen Opern-Tenor Mario Lanza brachte ihn auf die Idee, dasSingen zum Beruf zu machen. Er legte sich den Namen seines GroßvatersAl Martino zu und nahm 1952 nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbsseine erste Single auf. «Here In My Heart» wurde auf Anhieb einWelthit und verkaufte sich mehr als eine Million Mal.
Doch der Erfolg hatte schnell eine dunkle Seite. Der New YorkerMafia-Boss Lucca Brazzi wollte das «Management» desvielversprechenden Jungstars übernehmen. «Ich gehörte plötzlich mitHaut und Haaren einer kriminellen Organisation», erzählte Martinospäter. Er kaufte sich mit der damals astronomischen Summe von 75 000US-Dollar frei und floh für sieben Jahre nach England. Die US-Karriere brach ab. Erst nach dem Tod des gefürchteten Paten ging esauch in Amerika wieder steil bergauf.
1965 landete Martino mit dem eigentlich für Freddy Quinngeschriebenen Song «Blue Spanish Eyes» des deutschen Komponisten BertKaempfert den Hit seines Lebens. Die Erfahrungen mit der Unterweltkonnte er später auf eine besondere Art verarbeiten: An der Seite vonMarlon Brando und Al Pacino spielte er 1972 in Francis Ford CoppolasMafia-Drama «Der Pate» den auf eine Filmkarriere erpichten SängerJohnny Fontane. Er sang auch das Titellied.
In seinen späteren Jahren trat Martino gern in Europa auf. Vorallem in Deutschland konnte er auf eine treue Fangemeinde zählen.Noch 2007 wollte er gemeinsam mit Heino zu einer großen Hilfstourneefür schwer kranke Kinder starten, die wegen einer Erkrankung Heinosjedoch abgesagt wurde. Zum Jahreswechsel 2003/2004 war er in der ARD-Live-Show «Silvesterstadl» mit Karl Moik aufgetreten.
Privat war «Mr. Spanish Eyes» ein leidenschaftlicher Koch miteinem Hang zur Küche seiner italienischen Vorfahren. Mehr als 40Jahre war er mit seiner Frau Judy zusammen, mit der er nach Angabenseiner Heimatzeitung drei Kinder und mehrere Enkel und Urenkel hat.
Das Paar führte lange in Beverly Hills ein großes Haus -Gouverneur Arnold Schwarzenegger, Nachbar Kirk Douglas, SylvesterStallone und Peter Falk (Inspektor Columbo) waren häufige Gäste. ZumAusklang seiner Karriere hätte Martino eigenen Angaben zufolge gernnoch eine Biografie geschrieben. «Aber weil ich nicht bereit war,alles zu erzählen, haben 14 Verleger abgelehnt.»