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Musik Musik: Kameras in Udos «Panik-Zentrale»

22.07.2002, 09:56
Altrocker Udo Lindenberg
Altrocker Udo Lindenberg dpa

Hamburg/dpa. - Lindenbergs Großprojekt«Atlantic Affairs» hat das Etappenziel Fernseh-Verfilmung erreicht.

Der Countdown für die Ausstrahlung (3. Oktober, ARD) läuft, nurnoch wenige Tage sollen die Dreharbeiten dauern. Sie sind die dritteStation für Lindenberg. «Ich will an Künstler und Intellektuelleerinnern, die in den 30er Jahren vor den Nazis nach Amerika flüchtenmussten», erzählt der Musiker. In Bremerhaven, wo viele Emigranten anBord großer Schiffe Deutschland verließen, feierte er dieBühnenpremiere. Szenen daraus und Interviews werden in die TV-Versioneingebaut. «Es wird ein Mix aus Film und Dokumentation», sagtLindenberg. Ab Herbst soll die Show in Deutschland auf Tour gehen,später auch im Ausland.

Der Rockstar holt ein Stück Kulturgeschichte nach Deutschlandzurück. Schon lange habe ihn die Unterhaltungskunst im Berlin der20er Jahre neugierig gemacht, sagt Lindenberg. «Auch mit MarleneDietrich habe ich mich damals am Telefon oft darüber unterhalten.»Lindenberg will eine Zeitenbrücke schlagen. «Dieser Spirit aus den20er Jahren ist ultra-aktuell. Das war frech und revolutionär. Soetwas wünschte ich mir für die heutige Zeit.»

Lindenberg erinnert an Bert Brecht und Anna Seghers, an KurtWeill, Hanns Eisler und Friedrich Hollaender sowie an Peter Lorreoder eben Marlene Dietrich. Für das Projekt stöberten Lindenberg undsein Team in Archiven, wühlten in den Kellern der Kurt-Weill-Foundation in New York, sprachen mit Verwandten, Erben und ehemaligenMitarbeitern. «Es war wie eine Expedition ins Niemandsland», erzählter. «Mitunter sind wir auf richtige Neuentdeckungen gestoßen.»

Den ersten Teil des Projekts unter der Regie von Hark Bohm brachteder Künstler im vergangenen Mai auf die Bühne. Die Texte und Liederder Emigranten interpretierte er mit den jungen Sängerinnen Ellen tenDamme, Nathalie Dorra und Yvonne Catterfeld sowie dem Chansonnier TimFischer und den Prinzen - in moderner Verpackung durch HipHop, Rockund Pop und begleitet vom legendären Panikorchester. Kurz danacherschienenen die Lieder auf CD.

In der Verfilmung mimt Horst Buchholz einen Steward, Heinz Hoenigeinen Manager, und Helge Schneider greift zum Saxofon. Seine private«Panik-Zentrale» im Hamburger Hotel «Atlantic», seinem Dauerwohnsitz,öffnete der Musiker auch für das Filmteam. Udo selbst spielt einenSänger, der in New York 20 Koffer erbt. Als er sie auf derAtlantiküberfahrt öffnet, findet er darin die Noten und Texte derEmigranten und beginnt mit den Bordmusikern, sie neu zuinterpretieren. Lindenberg: «Das ist nicht Anbetung der Asche, dasist das Weiterreichen des Feuers.»