Musik Musik: Bachs musikalische Erben haben einen guten Start hingelegt
Köthen/MZ. - Solch ein Ensemble hat sich jetzt zusammengefunden. Und zwar, wie es sich gehört, unter bundesweiter Beteiligung im Barockmusikland Sachsen-Anhalt, genauer: Im Kloster Michaelstein bei Blankenburg, wo unter anderem die Landesmusikakademie ihren Sitz hat und die "Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik" (MBM), womit auch schon die Träger des Unternehmens genannt wären. In Köthen war Montag das Ergebnis der ersten Arbeitsphase zu hören, mehr noch: zu erleben.
Denn ein Erlebnis war das, was die gut 20 Musikerinnen und Musiker zwischen elf und 19 Jahren im Stehen aufs Parkett des Spiegelsaals legten, allemal. Der Stolz stand den Mentoren von der renommierten Berliner "Akademie für Alte Musik" ins Gesicht geschrieben, Konzertmeister Stephan Mai lobte und lobte. Dabei war diese erste Arbeitsphase keineswegs eine sichere Bank, denn die Anmeldungen tröpfelten spärlich ein, bis sich am Ende doch genügend Spieler fanden zwischen Berlin und Bodensee. "Ein Experiment mit einigem Risiko", konstatiert MBM-Geschäftsführerin Claudia Konrad. Denn aussieben konnten die Dozenten nicht: Wer sich anmeldete, durfte auch mitspielen.
Doch kaum zu glauben, zu welcher Leistung sich dieses Zufallsorchester (Arbeitsnamen: Bachs Erben) in zehn Probentagen empor schwang: Saubere Technik und Präzision, die Artikulation manchmal noch schematisch, doch wie aus dem Lehrbuch; ein richtig barocker Klang trotz überwiegend moderner Instrumente. Dazu Sinnlichkeit, Eleganz und vor allem Freude - Eigenschaften, die auch die unideologisch agierende "Akademie für Alte Musik" auszeichnen. Manch ausgewachsenes Barockensemble hätte sich da verstecken können.
Gespielt wurden eine Telemann-Suite und ein Händelsches Concerto grosso, wobei Tutti-Passagen wie die schwierigen Punktierungen in den Ouvertüren oft beeindruckend gelangen, während die Übergänge zwischen Solo- und Ensembleteilen manchmal noch wackelten. Jugendlich leicht geriet die Einleitung eines von Mozart bearbeiteten Bach-Präludiums - das Präludium selbst nahm das damit befasste Streichquartett recht getragen. Höhepunkt dürfte die abschließende Bach-Kantate "Was mein Gott will, das g'scheh allzeit" gewesen sein, zu der im homogenen Gesangsquartett Tanya Aspelmeier, Beat Duddeck, Henning Kaiser und Ralf Grobe hinzu traten: eine reife Interpretation. Nächstes Jahr soll das Jugendbarockorchester richtig durchstarten, dann mit Vorspielpflicht. Vorerst wartet auf "Bachs Erben" ein Konzert am Mittwochabend in der Eisenacher Georgenkirche.