Musical-Premiere Musical-Premiere: Helge Schneider hat «keine Zeit»

Bochum/dpa. - Warum er nicht selber mitspielt in seinem ersten Theaterstück? «Keine Zeit», sagt Komiker Helge Schneider. Und wie kam es zu der Produktion? «Ich bin mal angerufen worden vom Theater, ob ich nicht was machen möchte, zum Beispiel ein Theaterstück.» Also machte er, und das Ergebnis - das Musical «Mendy - Das Wusical» - trägt unverkennbar seine Handschrift. Selbst wenn der «Meister der versandenden Pointen», wie ihn Kritiker nennen, nicht selber auf der Bühne steht. Am Gründonnerstag (17. April) präsentiert Helge Schneider im Schauspielhaus Bochum seine erste Theaterproduktion.
Dabei hat der Entertainer aus Mülheim an der Ruhr eigentlich nur wenig für Musicals übrig: «Ich finde andere Musicals nicht so gut», sagt er am Rande einer Probe. Die bekannten, immer gleich gespielten Werke seien «so etwas wie eine Konserve. Deshalb möchte ich mein Stück eigentlich nicht "Musical" schimpfen». Der ursprüngliche Titel «Wendy - Das Musical» - in Anspielung auf ein Pferdemagazin - sei denn auch in «Mendy - Das Wusical» geändert worden. «Musical, das könnte Verwirrung stiften, es ist gar kein Musical. Deshalb haben wir beschlossen, noch mehr Verwirrung zu stiften.»
Nach Schneiders Worten geht es in dem Stück um die ewig 15- jährige Pferdenärrin Wendy und ihr Pferd Mocca, die sich mit Liebe, Intrigen, Neid, Kegeln und der Polizei herumschlagen müssen. Wendys ganzes Leben dreht sich ums Reiten, doch die strenge Mutter und ihr Vater, der im Rollstuhl sitzt, machen ihr das Leben schwer. «Es ist die Momentaufnahme einer Familie», erklärt der Komiker. Es sei auch die Loslösung des Kindes vom Elternhaus: «Wendy geht als autonomer Mensch daraus hervor - und das Pferd auch.»
Für sein lustiges Familiendrama wird der Komiker, der das Werk als Auftragsarbeit für das Schauspielhaus schrieb und selbst inszeniert, zum Detailarbeiter und lässt jede Szene mehrfach proben. Immer wieder übernimmt er dabei selbst verschiedene Rollen und lässt seine Schauspieler um sich herum agieren: «Ich bin die Mutter - jetzt passt mal auf, Jungs.» Und vor allem seine Musiker Jochen Bosak (Flügel), Karlos Boes (Saxophon, Querflöte) und Mike Gosen (Percussion) nimmt er genau unter die Lupe, unterbricht ein ums andere Mal: «Ist doch das Einfachste von der Welt, so eine Scheiße zu spielen».
Denn auch die Musik stammt von dem humorigen Tausendsassa und ist deutlich «schneideresk», wie der Komiker zugibt. Passagen erinnern an seinen Evergreen «Katzeklo», andere Motive klingen nach Jazz, sogar nach Operette und Oper: Wenn Wendys Vater (Bernd Rademacher) und der Schlachter (Manfred Böll) um den Preis des Pferdes singend feilschen («Da muss ich passen») klingt von ferne die romantische Oper Donizettis an, der auch nie zum Ende kommt. Typisch Schneiderschen Humor bietet der Text: Scheinbar Banales, Albernes und Sinnloses wird mit großem Ernst deklamiert.
(Weitere Termine: 19, 20., 25., 29. April; 9., 14., 26., 29. Mai)