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Museumsnacht Museumsnacht: «Halzig und Leiple» wird Realität

Von Robert Schimke 23.04.2009, 08:39

Leipzig/Halle/ddp. - Deren Stadtzentrumsollte irgendwo in der Mitte der beiden Städte liegen. Nun wirdLoests Fantasie eine Nacht lang zumindest annähernd Wirklichkeit: AmSamstag (25.4.) veranstalten Halle und Leipzig zum ersten Mal einegemeinsame Museumsnacht unter dem etwas schrägen Namen «Halzig undLeiple».

Eröffnet wird die Veranstaltung von den Oberbürgermeistern beiderStädte auf offener Strecke - in einem Sonderzug. «Für Mobilität istausreichend gesorgt», kündigten die Organisatoren an. Mindestens 10000 Besucher sollen sich zu später Stunde nach Möglichkeit nicht nurin die Museen der eigenen Stadt begeben, sondern auch auf den Weg indie Nachbarstadt machen. Insgesamt 67 Museen, Sammlungen undVeranstaltungsorte haben bis in die Nacht hinein geöffnet, kaum zuschaffen ohne Pendelverkehr und Shuttle-Busse.

Ein Teil der Veranstalter hat sich am Motto «Gemischtes Doppel»orientiert, das die Organisatoren der Museumsnacht ausgegeben haben.«In fast allen Einrichtungen findet man Zweierteams undZwitterwesen», erklärt Paula Schwab, die im Leipziger Rathaus dieMuseumsnacht der Messestadt plant.

Ein städteübergreifendes Doppel spielen das HallescheEisenbahnmuseum und das Automatikmuseum im Leipziger StadtteilPlagwitz. Die Faszination für sehr große und sehr kleinedampfbetriebene Maschinen verbindet beide Häuser miteinander.

Halle, S-Bahnhof Steintorbrücke. Auf dem Gelände desEisenbahnmuseums rangiert Heiko Heisig eine Lokomotive nach deranderen aus einem Lokschuppen. Bald steht vor dem Halbrund dasSchmuckstück des Museums, eine Dampflok der Baureihe 41, gut 170Tonnen schwer, 22 Meter lang, mehr als vier Meter hoch. «Gutausgeleuchtet, als Blickfang von der S-Bahn aus», wird sie zurMuseumsnacht vor dem Schuppen stehen, sagt Heisig.

Auf die Museumsnacht freut er sich, weil da nicht nur «dieeingefleischten Eisenbahnfans mit den Fotoapparaten um den Hals»kämen, sondern auch viele Familien, «das gemäßigte Publikum» also.Vielleicht ja auch aus Leipzig.

Während Heisig die Scheinwerfer seiner Dampflok poliert, ratternim Leipziger Automatikmuseum zwei kleine Dampfmaschinen. Auf einervielleicht dreißig Zentimeter langen Platte treibt ein Schwungradeine Minikreissäge und einen Minischleifbock an. MuseologiestudentinSwantje Dogunke lässt durch ein Ventil pfeifenden Dampf aus demKessel ab.

Sie und ihre Kommilitonen der Leipziger Hochschule für Technik,Wirtschaft und Kultur betreuen die Museumsnacht in der kleinenLeipziger Automatensammlung. Dogunke könnte sich als angehendeMuseologin genauso gut um Gemälde oder alte Bücher kümmern. Warum siesich ausgerechnet mit Dampfmaschinen beschäftigt? «Das ist eine Welt,die sich unkompliziert erklären lässt. Man sieht alle Teile und kanndas sofort verstehen.»

Eine Konzeption für die Museumsnacht zu erarbeiten, ist Teil vonDogunkes Studienplan in diesem Semester. «Bestanden haben dieStudenten, wenn sie die Nacht durchstehen», sagt nicht ganz ernstgemeint Markus Walz, Dogunkes Professor.

Gäbe es die Plagwitzer Industriebahnen noch, wäre es zumindesttheoretisch möglich, vom Automatikmuseum direkt nach Halle insEisenbahnmuseum zu fahren. So bleibt das «Gemischte Doppel» auf denPendelverkehr oder die «Tour de Musée» per Fahrrad angewiesen, dieein Leipziger Händler organisiert hat.

Organisatorin Paula Schwab weiß, dass das Verhältnis zwischen denNachbarn nicht immer einfach ist. Leipzig, die stolze Bürgerstadt miteinem Hang zur Selbstüberschätzung, Halle, die Arbeiterstadt, die umihre Schätze nicht weiß. Das «gemischte Doppel» der beiden Städte inMuseumsfragen hält Schwab für ausbaufähig: «Wir haben uns erst malbeschnuppert.»

Unlängst wurde Schwab gebeten, in einem Fragebogen anzugeben,welchen Gewinn sie bisher aus der Zusammenarbeit mit anderen Städtenbezogen habe. In Bezug auf die Museumsnacht fällt ihr Urteil klaraus: «Der größte Gewinn ist, dass wir uns als Nachbarinnenkennenlernen.»