Mühlhausen Mühlhausen: Einziges ostdeutsches Bauernkriegsmuseum öffnete
Mühlhausen/dpa. - Das einzige ostdeutsche Bauernkriegsmuseum in Mühlhausen ist seit Samstag nach kompletter Umgestaltung wieder geöffnet. Die neue Dauerausstellung in der Kornmarktkirche stellt den Bauernkrieg von 1525 und den Anteil Thomas Müntzers differenzierter dar. Die «Gedenkstätte Deutscher Bauernkrieg» war 1975 eröffnet worden und zählte über eine Million Besucher. Nach 1990 war die Schau lediglich mit neuen Kommentaren versehen worden. Die DDR-Version des Bauernkrieges überlebte so bis in das vergangene Jahr. Eine größere Bauernkriegsausstellung gibt es noch im schwäbischen Böblingen.
Über Jahrhunderte habe der Bauernkrieg die Gemüter bewegt, sagte Thüringens Kunstministerin Dagmar Schipanski (CDU) zur Eröffnung. «Die Geschichtsschreibung war nicht selten von mangelnder Objektivität und ideologischer Überzeichnung geprägt.» Trotzdem habe es nie an Bemühungen gefehlt, dem Bild von diesem «zutiefst berührenden und erschütternden Teil unserer Geschichte» Schärfe und Gültigkeit zu verleihen.»
Korrigiert wird vor allem das Bild des Bauernführers Thomas Müntzer (1490-1525). Die alte Ausstellung wurde seiner Tätigkeit als Seelsorger, Prediger und Komponist von Kirchenliedern nicht gerecht. «Er bleibt die herausragende Gestalt», sagte der Jenaer Wissenschaftler Reinhard Jonscher. «Aber Bauernkrieg und Müntzer sind nicht identisch». Die DDR-Regierung hatte von den aufständischen Bauern 1525 und ihrem Führer Müntzer eine revolutionäre Traditionslinie bis zum Arbeiter- und Bauern-Staat gezogen. Müntzer wurde dabei ein Hauptpart zugesprochen, Mühlhausen galt als wichtiges Zentrum des Bauernkrieges.
Mit dem Umbau und der Nutzung multimedialer Elemente wollten die Mühlhäuser Museen vor allem junge Leute anlocken. Ergänzt werden die Texttafeln durch 100 Exponate - Dioramen, Waffen, Bilder, Bücher und Werkzeuge. Wegen ihres hohen Schauwertes wurden aus der alten Schau eine überdimensionale plastische Darstellung der Schlacht um Bad Frankenhausen und der 1983 entstandene achtteilige Bauernkriegs- Zyklus des Leipziger Malers Heinz Zander übernommen. Die alte Ausstellung wurde dokumentiert und archiviert. Die 700 Jahre alte Kornmarktkirche war selbst wichtiger Ort im Bauernkriegsgeschehen und einstige Wirkungsstätte Müntzers.