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«Mr. Spanish Eyes»: Al Martino mit 82 gestorben

14.10.2009, 14:12

New York/dpa. - Am Dienstag (Ortszeit) ist der US-Sänger Al Martino unerwartet in seinem Haus in der Nähe von Philadelphia gestorben - vermutlich an Herzversagen. Erst in der vergangenen Woche konnte er noch seinen 82. Geburtstag feiern.

Mit seiner Schmusestimme und einem untrüglichen Gespür für die rechte Prise Romantik hat Al Martino das seltene Kunststück geschafft, alle Wellen der Popmusik mit seinem eigenen Stil zu überleben. Zu seinen beliebtesten Hits gehören «Here In My Heart», «I Love You Because» und natürlich der Mega-Seller «Volare».

Auch sein eigenes Leben war eine echte Bilderbuchgeschichte. 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in Philadelphia geboren, arbeitete Alfred Cini - so sein bürgerlicher Name - zunächst im Maurerbetrieb des Vaters mit und schlug sich mit Nebenjobs als Boxer und in Bars durch.

Erst die Freundschaft mit dem um sechs Jahr älteren und früh erfolgreichen Opern-Tenor Mario Lanza brachte ihn auf die Idee, das Singen zum Beruf zu machen. Er legte sich den Namen seines Großvaters Al Martino zu und nahm 1952 nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbs seine erste Single auf. «Here In My Heart» wurde auf Anhieb ein Welthit und verkaufte sich mehr als eine Million Mal.

Doch der Erfolg hatte schnell eine dunkle Seite. Der New Yorker Mafia-Boss Lucca Brazzi wollte das «Management» des vielversprechenden Jungstars übernehmen. «Ich gehörte plötzlich mit Haut und Haaren einer kriminellen Organisation», erzählte Martino später. Er kaufte sich mit der damals astronomischen Summe von 75 000 US-Dollar frei und floh für sieben Jahre nach England. Die US- Karriere brach ab. Erst nach dem Tod des gefürchteten Paten ging es auch in Amerika wieder steil bergauf.

1965 landete Martino mit dem eigentlich für Freddy Quinn geschriebenen Song «Blue Spanish Eyes» des deutschen Komponisten Bert Kaempfert den Hit seines Lebens. Die Erfahrungen mit der Unterwelt konnte er später auf eine besondere Art verarbeiten: An der Seite von Marlon Brando und Al Pacino spielte er 1972 in Francis Ford Coppolas Mafia-Drama «Der Pate» den auf eine Filmkarriere erpichten Sänger Johnny Fontane. Er sang auch das Titellied.

In seinen späteren Jahren trat Martino gern in Europa auf. Vor allem in Deutschland konnte er auf eine treue Fangemeinde zählen. Noch 2007 wollte er gemeinsam mit Heino zu einer großen Hilfstournee für schwer kranke Kinder starten, die wegen einer Erkrankung Heinos jedoch abgesagt wurde. Zum Jahreswechsel 2003/2004 war er in der ARD- Live-Show «Silvesterstadl» mit Karl Moik aufgetreten.

Privat war «Mr. Spanish Eyes» ein leidenschaftlicher Koch mit einem Hang zur Küche seiner italienischen Vorfahren. Mehr als 40 Jahre war er mit seiner Frau Judy zusammen, mit der er nach Angaben seiner Heimatzeitung drei Kinder und mehrere Enkel und Urenkel hat.

Das Paar führte lange in Beverly Hills ein großes Haus - Gouverneur Arnold Schwarzenegger, Nachbar Kirk Douglas, Sylvester Stallone und Peter Falk (Inspektor Columbo) waren häufige Gäste. Zum Ausklang seiner Karriere hätte Martino eigenen Angaben zufolge gern noch eine Biografie geschrieben. «Aber weil ich nicht bereit war, alles zu erzählen, haben 14 Verleger abgelehnt.»