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«Monsieur Plume» in Düsseldorf uraufgeführt

Von Ulrich Fischer 01.02.2007, 12:12

Düsseldorf/dpa. - «Ein gewisser Monsieur Plume» ist ein Stück über die innere Realität des Menschen. Regisseur Joachim Schlömer hat sich von dem Franzosen Henri Michaux zu seinem Abend anregen lassen.

Michaux (1899-1984), bei uns nur Kennern ein Begriff, war Schriftsteller, Zeichner und Maler, der Grenzgebiete wie den Traum und das Unbewusste erkundet hat. Das Publikum im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses begrüßte gestern Abend die Uraufführung, einen Ausflug in surrealistische Gefilde, mit freundlichem Applaus.

Horst Mendroch skizziert Plume als gutmütig, hypersensibel und stets irritiert. Monsieur Plume scheint gern zu essen und trägt einen schwarzen Anzug mit Weste und weißem Hemd, denn er ist ausgegangen. Plume sitzt in einem noblen Restaurant, das der frisch renovierten Gaststätte des Düsseldorfer Schauspielhauses ähnelt. Bühnenbildner Jens Kilian baut keinen abstrakten Seeleninnenraum, sondern holt die Aufführung ganz nah ans Hier und Heute.

Im Restaurant speisen mehrere Gäste; ein Pianist wartet hinter seinem Flügel auf den Auftritt; dem Oberkellner assistiert ein Mädchen an der Theke. Alles ist ganz normal - und hier beginnen die Ausschweifungen von Monsieur Plumes Einbildungskraft. Es fängt mit einer Schlange an, die sich auf seinem Teller kringeln soll und die Plume behauptet zu verspeisen - tatsächlich ist nichts dergleichen zu sehen. Diese Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wird und dem, was geschieht, durchzieht die gesamte Uraufführungsinszenierung Schlömers.

Im ersten der drei Akte übernehmen Gäste und Personal des Restaurants Teile des Textes. Eine reiche Dame (humorvoll: Anke Hartwig) erzählt die Geschichte von Plume, der eine Audienz beim König erwartet. Majestät ist abwesend, aber die Königin kümmert sich um ihn, bringt ihn in ihr Schlafgemach, verführt ihn - da steht plötzlich der König im Zimmer und schnaubt Rache.

Die Szenen stehen - wie die Episoden bei Michaux - unverbunden hintereinander. Zusammenhanglosigkeit, Orientierungslosigkeit, Sinnlosigkeit prägen das Stück. Es gibt ein Motiv, das immer wieder auftaucht: Gewalt. Meistens erleidet Plume Gewalt - dann ist er wie gelähmt.

Joachim Schlömer lässt kunstvoll im Ungewissen, ob die Gestalten wirklich im Restaurant sitzen und ihre Geschichten erzählen oder ob Plume sich nur vorstellt, sie würden ihre Fantasien ausbreiten. Diese flirrende Mehrdeutigkeit hat ihren Reiz, aber die immer gleiche Situation im Gastraum birgt wenig Abwechslung - der Abend wirkt daher mitunter zäh. Überdies vernachlässigt Schlömer eine wichtige und gewichtige Dimension von Michaux' Texten: die Furcht, den Schrecken. Schlömers Bühnenversion wirkt angesichts des Grauens, von dem Michaux oft berichtet, zu heiter, zu unbeschwert, zu leicht.

www.duesseldorfer-schauspielhaus.de