Miriam Makeba: «Mama Afrika» in Italien gestorben
Johannesburg/Rom/dpa. - «Mama Afrika», Südafrikas Musikstar Miriam Makeba, ist tot. Die mit den Hits «Pata, Pata» oder «Malaika» weltberühmt gewordene einstige Anti-Apartheid-Aktivistin starb nach einem Auftritt am Sonntagabend in Süditalien im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt.
Südafrikas Außenministerin Nkosazana Dlamini-Zuma bestätigte ihren Tod am Montagmorgen und kondolierte im Namen von Präsident Kgalema Motlanthe der Familie «einer der größten Sängerinnen unserer Zeit».
Makeba war in Italien bei einem Anti-Mafia-Konzert in Castel Volturno bei Neapel aufgetreten. Ovationen folgten auf ihr «Pata Pata», bevor die in eine Tunika gekleidete Sängerin nach etwa einer halben Stunde die Bühne verließ. Nach Augenzeugenberichten bat sie anschließend um einen Stuhl und sagte nur: «Ich fühle mich nicht gut». «Als sie gegen 23.15 Uhr in unser Krankenhaus gebracht wurde, hatte ihr Herz bereits aufgehört zu schlagen», sagte Krankenhausdirektor Francesco Longanella der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.»
Vor dem Konzert hatte Makeba über Fieber und Hüftschmerzen geklagt, dann aber mit der ihr eigenen Dynamik an dem Anti-Mafia-Konzert teilgenommen. Das Konzert galt der Solidarität mit dem Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano. Makeba hatte vor der Presse nicht über die Camorra sprechen wollen, aber um eine englische Ausgabe des «Gomorrha»-Buches gebeten.
Sogar bei diesem Anti-Mafia-Konzert auf dem Baia-Verde-Platz hätten Kassierer der Camorra am Samstag ein «Schutzgeld» verlangt, die anwesenden Bühnenarbeiter hätten dies nicht zahlen können und die Mafiosi auf den Sonntag vertröstet. Die alarmierten Sicherheitskräfte hätten daraufhin das Konzert besonders wachsam begleitet, hieß es. Castel Volturno bei Caserta ist seit einiger Zeit Schauplatz blutigster Mafia-Aktivitäten des Casalesi-Clans. Im September wurden dort sechs afrikanische Einwanderer von der Mafia ermordet.
Die als «Stimme Afrikas» bekannte Diva hatte nach Angaben ihres Managers gerade an einem neuen Album gearbeitet. Sie war am 4. März 1932 in Johannesburg zur Welt gekommen und hatte sich stets in den Dienst von Freiheit, Gerechtigkeit und Völkerverständigung gestellt. Wegen ihres Kampfes gegen die Rassentrennung in ihrer Heimat erhielt die Schauspielerin, Autorin und Komponistin Auszeichnungen und Ehrungen aus aller Welt. Im Jazz der 50er Jahre groß geworden, brachte die Künstlerin, die wegen des Apartheid-Regimes 31 Jahre ihres Lebens in der Fremde verbringen musste, seit den 60er Jahren als eine der ersten die Musik ihres Kontinents in den Westen.
1960 durfte sie wegen ihres öffentlichen Engagements nach einem Auslandsaufenthalt nicht nach Südafrika zurück. Sie blieb in London, wo Harry Belafonte von ihr beeindruckt war und ihr später in den USA viele Türen öffnete. Nach ihrer Heirat des «Black Power»-Aktivisten Stokely Carmichael 1968 musste sie die USA verlassen und ging nach Guinea. Aus dem Exil kehrte sie erst 1990 in ihre Heimat zurück.
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela nannte Makeba «Südafrikas First Lady des Gesangs». Er sei betrübt über ihren Tod, sagte der 90-Jährige. «Sie verdiente zu Recht den Titel, "Mama Afrika" (...). Es war passend, dass sie ihre letzten Augenblicke auf einer Bühne verbrachte, die Herzen und Leben anderer bereicherte - und das erneut als Unterstützung für eine gute Sache.» Sie habe ihren weltweiten Ruhm im Kampf gegen die Apartheid eingesetzt. «Ihre Musik inspirierte ein mächtiges Gefühl der Hoffnung in uns allen», sagte Mandela. Der Produzent Anant Singh, in dessen Film «Sarafina» Makeba mitspielte, erklärte: «Sie wird stets als Mutter der afrikanischen Musik in Erinnerung bleiben.»