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"Menschen bei Maischberger" über Ärzte "Menschen bei Maischberger" über Ärzte: Die Fehler der "Halbgötter in Weiß" und ihre Folgen

Von Mike Händler 20.05.2015, 05:45
Viele Menschen misstrauen Ärzten.
Viele Menschen misstrauen Ärzten. dpa Lizenz

Fehler sind menschlich – das ist eine oftmals gewählte Plattitüde. Und doch passieren sie uns allen. Die Frage ist: Welche Folgen ziehen Fehler nach sich? In beruflicher Hinsicht gehören Ärzte zu einer Kategorie, in der Behandlungsfehler dramatische Folgen für das Schicksal der Patienten haben können. Sandra Maischberger diskutierte mit ihren Gästen deshalb zum Thema: „Der verunsicherte Patient: Warum misstrauen wir Ärzten?“

Drei Beispiele fehlerhafter Behandlungen

In der Runde kamen drei Fallbeispiele von Fehlbehandlungen zur Sprache, die von Betroffenen geschildert wurden. Dazu diskutierten Klaus Reinhardt (Allgemeinmediziner und Hartmannbund-Vorsitzender) im Namen der Ärzteschaft und Boris Meinecke (Fachanwalt für Medizinrecht) für die Seite der Patienten kontrovers über die vorgetragenen sogenannten Kunstfehler. Schon bei einer anfangs eingespielten Straßenumfrage zum Vertrauen in die Ärzteschaft ließen manche Passanten einige Zweifel an den „Halbgöttern in Weiß“ durchblicken.   

Leider versäumte Sandra Maischberger, über rechtliche Grundlagen zwischen Patienten und Ärzten eine kurze Einführung zu geben. Denn dieses Verhältnis kristallisierte sich als eigentlich großes Thema des Abends heraus. Als Zuschauer ohne Vorwissen musste man konzentriert zuhören, um zwischen den Zeilen die aktuelle Situation einigermaßen zu erfassen.

Allgemein erfuhr man, dass die Patienten heutzutage wohl eher bereit wären, Behandlungsfehler anzuzeigen. Anwalt Meinicke konstatierte, es gäbe immer noch eine hohe Dunkelziffer, die nicht zur Sprache käme. Das wiederum bezweifelte Klaus Meinhardt vehement und verwies darauf, es gäbe keine Quelle für diese Behauptung.

Arroganz der Ärzte

Anschließend kamen die drei Fallbeispiele zur Sprache: Die Schauspielerin Gesine Cukrowski schilderte eine schier endlose Odyssee ihres Mannes in Krankenhäusern, die mit zwei Fehldiagnosen begann. Seitdem misstraut Cukrowski Ärzten und will zu jeder Untersuchung am liebsten einen weiteren Arzt zu Rate ziehen. Die Schauspielerin kritisierte vor allem die Routine in den Krankenhäusern und die Arroganz der Ärzte, die sie erlebt habe.

Die Schweizer Kindergärtnerin Claudia Polar litt monatelang an Ohnmachtsanfällen. Ein Arzt stellte die Fehldiagnose, das sei auf ihre Psyche zurückzuführen. Tatsächlich litt die damals 32-Jährige an einem Gehirntumor, der sofort operiert werden musste. Bis heute leidet sie an den Spätfolgen der Krankheit. Auf einen Prozess wolle sie derzeit wegen der zu hohen Kosten verzichten.

Einen gravierenden Fall ärztlicher Fehlbehandlung schilderten Iris und Reinhold Otto. Im Krankenhaus wurde bei Reinhold Otto ein Magengeschwür zu spät erkannt. Während einer Notoperation fiel der damals 47-Jährige in ein neunmonatiges Wachkoma, das bei ihm schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen hinterließ. Es folgte eine gerichtliche Auseinandersetzung, die erst nach zehn Jahren zum Erfolg führte. Dieser Zeitraum sei nicht ungewöhnlich, erläuterte Jurist Meinicke. Iris Otto berichtete von dieser langwierigen Auseinandersetzung, und man spürt noch heute ihre Wut über die damaligen Ereignisse.

Systematische Erfassung von Behandlungsfehlern?

Neben der rechtlichen Absicherung von Patienten, ging es auch um die Frage der systematischen Erfassung von Behandlungsfehlern, die in den USA und Großbritannien bereits eingeführt ist. Der zugeschaltete Experte Stefan Gronemeyer vom Medizinischen Dienst verwies auf einen möglichen Lerneffekt für Ärzte und Krankenhäuser.

Ärzte sollten auch die Möglichkeit haben, ihre Fehler auszusprechen, konstatierte Iris Otto am Ende der Sendung. Sie habe sich schließlich nicht mit den Ärzten, sondern mit den Versicherungen gestritten. Klaus Reinhard pflichtete ihr bei, nur wer Fehler erkenne, könne sie anschließend vermeiden.

 

 

Sandra Maischberger
Sandra Maischberger
WDR/Peter Rigaud Lizenz
Schauspielerin Gesine Cukrowski
Schauspielerin Gesine Cukrowski
dpa Lizenz