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Meisterhaus Klee/Kandinsky Meisterhaus Klee/Kandinsky: Auf der Suche nach Wahlverwandten

Von Andreas Hillger 23.05.2003, 17:25

Dessau/MZ. - Als ihre Schule längst mit den wichtigsten Lehrern gestorben war, besann sie sich noch einmal auf die elementaren Inhalte ihres Unterrichts: In den Jahren 1951/52 rekonstruierte Magda Langenstraß-Uhlig auf Schautafeln jene Skalen und Figuren, an denen sie drei Jahrzehnte zuvor im Vorkurs des Bauhauses das Gewicht und die Beziehungen der Farben studiert hatte. Doch aus der Lernenden der Weimarer Republik sollte zu DDR-Zeiten keine Lehrende mehr werden: Kurze Zeit später übersiedelte die Künstlerin in die Bundesrepublik, wo sie 1965 starb.

Leben und Werk dieser Frau, an die nun eine Schau im Dessauer Klee/Kandinsky-Haus erinnert, stehen symptomatisch für ein spannendes Kapitel der Bauhaus-Geschichte. Denn als Magda Langenstraß-Uhlig 1924 an der Hochschule für Gestaltung aufgenommen wurde, war die 35-Jährige nicht nur alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern. Sie hatte zudem ein Kunststudium abgeschlossen und nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ihre akademische Prägung im Kontakt mit Herwarth Waldens Berliner Künstlergruppe "Sturm" revidiert. Welch starke Eindrücke ihr religiös grundierter Expressionismus noch einmal durch das Bauhaus erfuhr, ist nun im Vergleich der häufig ornamental verspielten Bibel-Illustrationen mit den stärker abstrahierenden und der Gegenwart zugewandteren Arbeiten zu erkennen.

Dass sie durch den relativ kurzen Aufenthalt in Weimar und Dessau in ihrem formalen Vokabular zwar beeinflusst, aber nicht umgewandelt wurde, kann die Schau aufgrund ihrer räumlichen Begrenzung nur eingeschränkt belegen. Offensichtlich aber ist, dass die gefestigte künstlerische Persönlichkeit in dieser Zeit der Fortbildung eher nach Wahlverwandtschaften als nach dem Erwerb von umfassenden theoretischen wie praktischen Grundlagen suchte. Blätter wie der bereits 1918 entstandene Zyklus "Kandinsky" signalisieren tiefe Zuneigung für die Herkunft wie für die Vision dieses späteren Bauhaus-Meisters. Wandbild-Entwürfe und dynamische Geometrien zeigen vitales Interesse am Werk von Schlemmer und Klee.

So steht Magda Langenstraß-Uhlig - auch mit ihren symbolistischen Masken-Bildern - biografisch wie ästhetisch zwischen den Generationen der Meister und der Schüler. Eben darum aber bietet ihr vergleichsweise schmales Oeuvre auch für Bauhaus-Liebhaber überraschende Entdeckungen - und weist der Ausstellungs-Konzeption in den Meisterhäusern den Weg zu weiteren lohnenden Exkursen.

bis zum 12. Juni, Di-So 10-18 Uhr; Sonnabend im Rahmen der Dessauer Museumsnacht stündliche Meisterhaus-Führungen von 19.30-23.30 Uhr, zudem Dokumentarfilm, Videoinstallation und Live-Musik.