Medien Medien: US-Talkmaster Johnny Carson ist tot

New York/dpa. - Der erfolgreichste undwohlhabendste Talkmaster in der Geschichte des US-Fernsehens wurde 79Jahre alt.
Seine Souveränität, so urteilte die «New York Times» einmal,machte ihn zum «vielleicht prominentesten Kommentator» des Landes.Andere nannten ihn «das erfolgreichste Empfängnis verhütende Mittelder Welt». In Spitzenzeiten unterhielt Carson 55 bis 60 MillionenZuschauer an einem Abend - und hielt sie von dem ab, was sie sonstvielleicht um Mitternacht getrieben hätten. Mit seinem Programm gingAmerika jahrzehntelang zu Bett.
Der Produzent der «Tonight Show», Jeff Sotzing, erklärte Carsonserstaunliche Langlebigkeit einmal so: «Er ist ein Typ wie du und ich,mit dem es sich leicht redet. Er ist talentiert, hat sehr viel Humor,und vor allem kann er gut zuhören: Das ist das eigentliche Geheimnisseines Erfolges.»
Zu seinen Gästen im Fernsehstudio gehörte Hollywoods Prominenzebenso wie Sport und Politik. Mehr als 20 000 Gäste zählte der TV-Riese NBC im Verlauf der Jahre. Unter ihnen waren auch Deutsche wieder frisch gebackene Wimbledon-Sieger Boris Becker 1985. Rund 100Millionen Dollar bescherte «Johnny» seinem Sender alljährlich anWerbeeinnahmen.
Er selbst bezog schon 1980 ein stolzes Jahresgehalt von achtMillionen Dollar und galt mit zuzüglichen 13 Wochen bezahltem Urlaubals König des US-Show-Business. Sein Verdienst kletterte weiter auf25 Millionen Dollar im Jahr - für zuletzt nur noch drei Talkshows proWoche.
Als Carson im Herbst 1979 nach 17 Jahren erstmals daran dachte,sein Programm aufzugeben, war die «Tonight Show» längst zu einerInstitution geworden - «ein das Land einigendes Element, vergleichbarmit Coca Cola und der Baseball-Leidenschaft» der Amerikaner. Im Juni1991 kam Carsons Sohn Richard bei einem Autounfall in Kalifornien umsLeben. Unvermittelt kündigte er der Talkmaster seinen Rücktritt anund machte ein knappes Jahr später Ernst.
Nachfolger wurde der Komiker Jay Leno, aus dessen Umkreis 1993 dasGerücht verbreitet wurde, NBC sei zum Schluss unzufrieden gewesen mitCarson und habe es nicht erwarten können, ihm die Show zu übertragen.In einem seiner seltenen Interviews meldete sich der Altmeisterzurück aus seinem abgeschiedenen Privatleben. Nie wäre etwas aus Lenogeworden, hätte er das Handwerk nicht jahrelang bei ihm abgeguckt,sagte Carson der «Washington Post».