Medien Medien: Mit der Feder der Freiheit

Amsterdam/dpa. - Er griff zum Zeichenstift. Das Bild wurde zurersten politischen Karikatur des später international hochgeehrtendeutschen Zeichners, der am Donnerstag mit 83 Jahren in seinerholländischen Wahlheimat starb. Behrendts treffsichere Karikaturenerschienen über Jahrzehnte in international renommiertenPublikationen - darunter «Der Spiegel», die «Frankfurter AllgemeineZeitung», die «New York Times», das «Time»-Magazin, die Züricher«Weltwoche» sowie viele Zeitungen der Niederlande.
Immer wieder hat der bekennende Sozialist, der 2002 mit dem GroßenBundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, Diktatoren und anderedüstere Figuren der Weltgeschichte mit dem Zeichenstift bloßgestellt.Zu den Mächtigen, mit denen Behrendt sich anlegte, gehörte einst auchErich Honecker. Damals noch als Chef der staatlichenDDR-Jugendorganisation FDJ hatte Honecker den Ex-Berliner, der 1937mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis nach Amsterdam geflohenwar, in die «Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik»eingeladen.
Eine Zeitlang stellte Behrendt seine Kunst in den Dienst derAgitationsabteilung der FDJ, doch immer mehr erkannte er, dass dieDDR nicht seinen Vorstellungen von einer fortschrittlichen Heimstattfreier Bürger entsprach. Mit Kritik hielt sich Behrendt auch inOst-Berlin nicht zurück. Bald fand sich der niederländischeStaatsbürger als politischer Häftling in einem ostdeutschen Gefängniswieder. Der irrsinnige Vorwurf: Im Auftrag der «abtrünnigen»jugoslawischen Regierung unter Josip Broz Tito habe er dieDestabilisierung der DDR betrieben.
Erst nach sechs Monaten kam Behrendt auf Drängen der Niederlandefrei. Eine Art Rehabilitation erfuhr der linke Künstler Mitte der1950er Jahre, als ein einst von ihm gezeichneter Entwurf für dasneue offizielle DDR-Staatswappen verwendet wurde. Das DDR-Gefängniswar für Behrendt nicht das erste, das er von innen erlebte. Kurz vorEnde des Zweiten Weltkrieges hatten ihn schon die deutschen BesatzerAmsterdams eingesperrt. Wegen seiner Teilnahme am Widerstand sollteer hingerichtet werden, doch das Urteil konnten die mittlerweilefliehenden Deutschen nicht mehr vollstrecken.
Zwölf Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Behrendtauch mit Blick auf seinen mutigen Einsatz gegen die Nazis mit einergroßen Ausstellung in der Nikolaikirche seiner Geburtsstadt Berlingeehrt. Sie stand ganz treffend unter dem Titel «Eine Feder für dieFreiheit». Zu sehen war auch eine seiner berühmtesten Zeichnungen.Das Blatt mit dem recht sarkastischen Titel «Fortschritt» zeigt denStart eine beeindruckenden Weltraumrakete, während sich unten auf derErde Menschen die Köpfe einschlagen. Behrendt erhielt dafür im Jahr2000 den zum ersten Mal von den Vereinten Nationen vergebenen «UnitedNations Political Cartoon Award».