Medien Medien: Helmut Markwort denkt nicht an den Ruhestand

München/dpa. - «Ichfinde diese Altersgrenzen sowieso willkürlich», sagt «Focus»-Gründer und -Herausgeber Helmut Markwort, der an diesem Freitag seinen 70.Geburtstag feiert. «Das hat Bismarck mal so festgelegt, aber ich binfür liberale, flexible Arbeitszeiten», sagt der gebürtigeDarmstädter, dessen Vertrag als Chefredakteur und Herausgeber desMagazins noch bis 2008 und damit mindestens bis zum 72. Lebensjahrwährt. «Was danach kommt? - Wenn ich nicht mehr als Angestellterarbeite, werde ich mich verstärkt als Unternehmer engagieren.»
Längst ist sein Nachrichtenmagazin aus München, dem beim Start imJanuar 1993 neben dem «Spiegel» kaum Chancen gegeben wurden, miteiner stabilen Millionenleserschaft etabliert. Er könnte in zweiJahren einen gut bestellten Acker übergeben - und hätte trotzdem nochgenug zu tun. Markwort gehört dem Vorstand der Hubert Burda MediaHolding an, ist mit mehreren Rundfunk-Beteiligungen gut im Geschäft,hat eine regelmäßige Fernsehsendung mit dem Sachbuchmagazin«bookmark» auf 3sat und sitzt nicht zuletzt als echter Fußball-Fanauch im Aufsichtsrat des FC Bayern. Zum runden Geburtstag überraschteihn die Redaktion passend mit einem Match der «Focus All Stars» gegendie «Ehrenliga» von Bayern München.
Vom Volontariat und Lokaljournalismus beim «Darmstädter Tagblatt»wechselte der Sohn eines Justizamtmanns erst zum «Generalanzeiger»nach Wuppertal und dann als Lokalchef nach Nürnberg zum «8-Uhr-Blatt». Es folgten weitere Stationen - etwa beim «Stern» - eheMarkwort 1966 mit 30 Jahren jüngster deutscher Chefredakteur bei derTV-Zeitschrift «Bild + Funk» wurde und später den «Gong» führte(«King-Gong»).
Früh erkannte er auch den Privatfunk als Erfolgsmodell: 1988beteiligte sich Markwort mit seiner Firma «medienpool» als einer vonacht Gesellschaftern am privaten Hörfunksender Antenne Bayern, dernach wenigen Jahren zu den erfolgreichsten privaten Hörfunksendernzählte. Bundesweit über die Branchengrenzen bekannt und untrennbarverbunden mit seinem Nachrichtenmagazin wurde das Gesicht deserfolgreichen Journalisten und Medienmanagers schließlich durch die«Focus»-Fernsehwerbespots mit dem Slogan «Fakten, Fakten, Fakten».
Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen der Branche, crossmedialeAktionen, Digitalisierung und Bürgerjournalismus in «Blogs» rät dasErfolgsgespür Markworts dazu, «sich keinesfalls abhängen zu lassen».Und doch sagt er klassischen Medien wie Zeitschriften, Zeitungen undRadio eine längere Zukunft voraus, als viele Medienbeobachtererwarten: «Man muss halt die Online-Medien mehr einbeziehen.»
Nicht eben zimperlich mit klaren Worten und auch mal kräftigenSeitenhieben in seinem «Tagebuch»-Editorial, Talk-Shows und Presse-Runden gilt Markwort als dominanter Entscheider. «Seltsam. Ich selbsthalte mich für gutmütig», quittierte der Großvater einesSiebenjährigen dies in einem «Zeit»-Interview. Als Gemütsmenschbeweist sich Markwort denn auch, wenn er seit Jahren regelmäßigheimkehrt nach Hessen und in der Darmstädter Posse des genialenSchnorrers «Datterich» auf der Bühne zu sehen ist. Das Mundart-Stück,in dem einst auch der Schauspieler und Markwort-Freund Günter Strackbrillierte, steht erneut am 14. Januar als Lesung in der DarmstädterStadtkirche auf dem Programm - wieder mit Helmut Markwort.