Medien Medien: Generationswechsel beim MDR

Leipzig/dpa. - MDR-Intendant Udo Reiter spricht nur in kargenWorten über sein derzeit wichtigstes Projekt. Ende September wird derRundfunkrat sieben von acht Direktoren wählen. Reiter hat dasVorschlagsrecht für die «MDR-Regierung» und geht derzeit mit seinemPersonaltableau auf Roadshow in den Gremien. Mindestens zwei wichtigePositionen werden neu besetzt: So scheiden Fernsehdirektor WolfgangVietze und die Chefin des Landesfunkhauses Sachsen, Ulrike Wolf, imkommenden Jahr aus Altersgründen aus.
Vietze ist seit neun Jahren Fernsehdirektor. Er verantwortet dieerfolgreiche ARD-Krankenhausserie «In aller Freundschaft», dieKrimiserien «Polizeiruf 110» und «Tatort» sowie die TalkshowRiverboat. Bis zur Wahl am 27. September ist es nicht mehr lang undaus dem Sender sind bereits Personalspekulationen zu hören. So istals Nachfolger Vietzes mit einiger Überraschung Sportchef und ARD-Box-Kommentator Wolf-Dieter Jacobi im Gespräch. Der Intendant derDreiländeranstalt will dazu aber nichts sagen und meint nur: «AlsErstes informiere ich den Rundfunkrat.»
Jacobi (44) war maßgeblich verantwortlich für die erfolgreicheBerichterstattung von den olympischen Winterspielen im Februar inVancouver. Dabei hatte der MDR die Federführung für die gesamte ARD.Neben den sportlichen Höhepunkten meisterte Jacobi auch den Einstiegin das hochauflösende Fernsehen HDTV, das für die öffentlich-rechtlichen Sender mit der Winterolympiade begonnen hat. Derjugendlich wirkende Jacobi, der in Borna bei Leipzig geboren wurde,hatte Ende 2005 den entlassenen Wilfried Mohren abgelöst. Mohrenwurde später vom Landgericht Leipzig wegen Bestechlichkeit,Vorteilsannahme, Betrugs und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haftauf Bewährung verurteilt.
Für den Posten des Fernsehchefs hatten viele eher Sandro Viroli(52) auf dem Plan, den Stellvertreter Vietzes. Doch er soll nach denSpekulationen als Direktor ins Landesfunkhaus Dresden wechseln.Viroli wurde in Cesena in Italien geboren. Er ist seit 1991 beim MDRund war zunächst Redaktionsleiter im Landesfunkhaus Thüringen. Danachleitete er die Nachrichtenredaktion «MDR aktuell», später wurde erChef des Boulevardmagazins «Brisant».
Weniger brisant ist die Wahl der anderen Direktoren. Die Chefindes Landesfunkhauses in Magdeburg, Elke Lüdecke, wurde erst im Märzfür fünf Jahre bestätigt und steht nicht zur Wahl. Ihr Kollege inErfurt, Werner Dieste, gilt als unumstritten. Auch BetriebsdirektorinGabriele Arlt, Verwaltungsdirektor Holger Tanhäuser und diejuristische Direktorin Karola Wille stehen wohl auf Reiters Plan.Über Hörfunkdirektor Johann Michael Möller, der 2006 von derTageszeitung «Die Welt» kam, ist aus dem Sender nicht nurBegeisterung zu hören. Kaum beim MDR angekommen, war er schon alsNachfolger von Deutschlandradio-Intendant Ernst Elitz im Gespräch.Später gab es das Gerücht, das Magazin «Focus» wolle ihn haben.
Im kommenden Jahr wird eine weitere Spitzenposition unterhalb derDirektorenebene frei: Dann feiert Fernseh-Chefredakteur WolfgangKenntemich seinen 65. Geburtstag. Der profilierte Journalist isteinem bundesweiten Publikum von Wahlsendungen und Tagesthemen-Kommentaren bekannt. Bereits Anfang 2010 ging der Chef von Inforadio,Christian Schneider, in den Ruhestand. Für ihn gab es schon einenNachfolgekandidaten, der aber nicht zum Zuge kam. Im MDR heißt es, eslaufe wohl auf einen gemeinsamen Chefredakteur für Radio undFernsehen hinaus. Eine Personalie bleibt spannend: Udo Reiter ist 66Jahre alt und wurde bis 2015 gewählt. Obwohl es nicht alle glauben,betont der dienstälteste ARD-Intendant stets, dass er die volleAmtszeit ausschöpfen will.