Medien Medien: Ein Doppelspiel schrieb Fernsehgeschichte

Stuttgart/dpa. - Als Co-Moderator desMagazins «Frontal» im ZDF hat er das kontroverse Streitgespräch im TVpositioniert. «Noch Fragen, Kienzle? Ja, Hauser», wurde zumgeflügelten Wort. Kompetent, kritisch, aber auch ironisch nennennicht nur seine Freunde den im schwäbischen Neckargröningen geborenenFernsehmann.
Kienzle war vor Ausbruch des ersten Golfkrieges der einzigedeutsche Journalist, der Iraks Diktator Saddam Hussein interviewte.Die Jahre zwischen 1974 und 1980, in denen Kienzle ARD-Korrespondentfür Arabien und das südliche Afrika war, zählt er heute noch zuseinen «interessantesten Zeiten» beim Fernsehen. «Ich beschäftigemich auch weiterhin mit dem Nahen Osten. Er lässt mich einfach nichtlos», sagt er. Als Kenner des Nahen Ostens ist er weiterhin gesuchterGesprächspartner der Medien.
Kienzle wird auch heute noch auf sein persönliches Verhältnis zuBodo Hauser angesprochen, mit dem er zwischen 1993 und 2001 heftigeWortgefechte zur Politik austrug. Millionen von Zuschauern warenStammgäste des Politmagazins, in dem das herkömmliche Links-Rechts-Schema der politischen Magazine aufgebrochen wurde. Der eher linksorientierte Kienzle und der konservative Hauser ließen keineGelegenheit aus, sich die Meinung zu sagen. Den Zuschauern gefiel es.Die beiden streitbaren Moderatoren holten bis zu zu sechs MillionenZuschauer vor die Fernsehgeräte. «Frontal» war Mitte der 90er Jahredie beliebteste Magazinsendung im ZDF. Und auch immer mehr jungeMenschen wollten die beiden politischen Streithähne sehen.
Gespielt war die Kontroverse nicht. Kienzle sagt heute: «Ich hatteein professionelles, aber kein privates Verhältnis zu Hauser.» Und:«Der Erfolg der Sendung hat dazu geführt, dass sie länger im Programmwar als ich wollte.» Hauser selbst hat einmal gesagt, dass zwischenihm und Kienzle eine «humorig gepflegte Hassliebe» entstanden sei.
Kienzle hat den Journalismus von der Pike auf gelernt. 1963 beganner beim Süddeutschen Rundfunk (SDR) in Stuttgart, 1967 wechselte erzum Westdeutschen Rundfunk und kehrte bereits ein Jahr später alsChef der «Abendschau» zum SDR zurück. Von 1972 bis 1974 moderierte ermit Dagobert Lindlau vom Bayerischen Rundfunk das gemeinsameAuslandsmagazin «Kompass». Nach seiner Zeit als ARD-Korrespondent fürArabien war er von 1980 bis 1990 Fernseh-Chefredakteur von RadioBremen. Zum ZDF kam Kienzle 1990 als Nachfolger von Horst Schättleals Leiter der Hauptredaktion Außenpolitik.
Der Mann mit dem markanten Schnauzbart, der heute zusammen mitseiner Frau in Kiedrich im Rheingau lebt, kann auch mit 70 die Arbeitbeim Fernsehen nicht lassen. Kienzle ist ein Genussmensch, deshalbmacht es ihm «mächtigen Spaß», für das Weinmagazin «Vinum» von n-tvin den Kellern der besten Weingüter zu stöbern. Seiner schwäbischenNeigung, «Teures und Gutes preiswert zu kaufen», könne er damitweiter frönen, lässt er seine Freunde wissen. Und auch an seineKollegen von den Medien hat er noch einen Rat: «Journalisten müssenkritische Beobachter bleiben. Agieren wie Politiker, oder selbstPolitik machen, das ist nicht die Aufgabe von Journalisten».