Medien Medien: «Der Ossi mit der Brille» macht Theater

Berlin/dpa. - Er ist so etwas wie der Robbie Williams vonNeukölln: Kurt Krömer gilt als einer der besten Komiker, die Berlinderzeit zu bieten hat. Nach der Comedybühne und einer eigenen ARD-Show geht er jetzt den nächsten Schritt. Am Mittwoch feiert an derSchaubühne, wo sonst Stücke von Ibsen, Tschechow und Falk Richterlaufen, die Broadway-Komödie «Room Service» mit Krömer in einerHauptrolle ihre Premiere. Regie führt Thomas Ostermeier. Ein neuerHöhepunkt in der Karriere des Komikers, dessen Weg auf die großeBühne ziemlich steinig war.
Er habe sich damals «den Hintern aufgerissen» und vor vier Leutengespielt, sagt Krömer im dpa-Gespräch über seine ersten Auftritte inkleinen Bars. Heute sind seine Shows ausverkauft. «Das erfüllt dieMutti mit Wehmut», sagt er mit verklärtem, in die Ferne schweifendemBlick. Es ist einer der Momente, in denen man rätselt, wer daeigentlich gerade vor einem sitzt: Kurt Krömer oder Alexander Bojcan,wie der 32-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt. Er spiele keineRolle, sondern er sei immer Kurt Krömer, ob er auf der Bühne steheoder nicht, erklärt Bojcan/Krömer. «Ja, da gibt es auch eine gewisseSchizophrenie: Aber so fahr' ick immer zu zweit in' Urlaub.»
Außerhalb Berlins ist Krömer der «Ossi mit der Brille», ein Titel,der ihm gefällt. Er sei eine Clownsfigur, keine Kunstfigur, wie HorstSchlämmer, bei dem man wisse, dass dahinter Hape Kerkeling steckt,sagt der gebürtige Neuköllner. «Wie ich privat bin, das taucht beimir auch auf der Bühne auf.» Der Name «Kurt Krömer» steht inzwischenauch in seinem Personalausweis, auch seine Mutter nennt ihn schonKurt. Braune Cordhose über schwarzen, spitzen Stiefeln, blaues Hemdmit großem Kragen, darüber eine grüne Weste und dazu die markanteHornbrille - so wie er auf der Bühne auftritt, so ist Krömer auch aufder Straße unterwegs. Es sei denn, er will unerkannt bleiben. Dannlässt er die Brille weg.
Bis zur eigenen Show im RBB und schließlich in der ARD war esein weiter Weg: Die Lehre zum Herrenausstatter brach Kurt Krömer ab.Er putzte und kellnerte und machte ein freiwilliges ökologisches Jahrim Berliner Zoo - im Futtermagazin, wie er sagt. «Ich habe dieMeerschweinchen, Hasen und Ratten gefüttert, die dann verfüttertworden sind an die Eisbären.»
Inzwischen ist Krömer bundesweit bekannt und freut sich darüber,dass sein Ausflug ins Theater schon vor der Premiere für so vielResonanz sorgt: «Vor fünf Jahren hätte das die Leute genausointeressiert, wie wenn in Russland eener Schnupfen hat.» Privatesgibt der Komiker nicht gern preis. «Ich hab' zwei Kinder und eineFrau. Läuft alles super.» Mehr will er nicht erzählen, denn das seiseine «private Insel».
Das professionelle Theaterengagement an der Berliner Schaubühnewird wohl eher eine Ausnahme bleiben, denn sein «Hauptding», sagtKrömer, sei die Rolle des Komikers. Außerdem, flüstert erverschwörerisch: «Das ist schon 'n bisschen wie 'ne Sekte hier. Wirmüssen immer alle morgens um fünf hier sein. Regisseur Ostermeiersitzt dann auf seinem Thron und wir müssen ihm den Ring küssen unddann begrüßt er uns mit: "Hallo ihr Arschgeigen."»
In dem Stück von John Murray und Allen Boretz aus den 30er Jahrengeht es um ein Theaterensemble in Finanznöten. Legenden wie FrankSinatra und Jack Lemmon haben es schon gespielt. Krömer, der in dieRolle eines Produzenten schlüpfen wird, steckt sich die dritteZigarette an: «Die Theaterproben waren schon hart.» Aber stolz ist erauch, dass er jetzt 120 Seiten Text auswendig kann.