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Mansfeld-Museum Hettstedt Mansfeld-Museum Hettstedt: Liebe ist heißer als der Dampf

Von Michael Deutsch 09.09.2003, 17:59

Hettstedt/MZ. - An der "Hettstädter Feuermaschine" geht es heiß her. "Gestatten Gnädigste", flirtet Friedrich Wilhelm von Humboldt (1767-1835), Philosoph und Bruder des großen Naturforschers Alexander. Angetan ist der Freiherr nicht nur von der heiß laufenden ersten deutschen Dampfmaschine, die vor Ort das Grubenwasser aus dem König-Friedrich-Schacht bei Hettstedt pumpt. Nein. Vielmehr bringt ihn die preußische Ratstochter Caroline von Dacheröden ins Schwitzen. Zugegeben: Dialog und Gefühle sind nicht überliefert. Aber die Tatsache, dass Humboldt über den unverfänglichen Vorwand, sich die erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart anzuschauen, eigentlich nur seine angebetete Caroline treffen wollte, soll stimmen.

Doch das ist nur eine Randgeschichte der alten Apparatur, die ab 1785 ihren Dienst im preußischen Burgörner Revier nahe Hettstedt versah. Im besagten König-Friedrich-Schacht sei man in hundert Meter Tiefe mit dem hereinbrechenden Grubenwasser nicht mehr zu Rande gekommen, erzählt der Direktor des Mansfeld-Museums Ludwig Rommel. Die 1769 patentierte Dampfmaschine von James Watt als Abpumpvorrichtung war gefragt, aber nicht bezahlbar.

So entsandte das damalige Berg- und Hüttendepardement zwei technisch versierte Beamte, den Oberbergrat Waitz von Eschen und Carl Friedrich Bückling, ins englische Birmingham. Ihr Auftrag: Die neue Maschine eingehend zu studieren, dass man sie auch hierzulande würde nachbauen können. "Beide haben noch selbst mit James Watt verhandelt", weiß der Historiker. Im Juni 1783 erfolgte der Nachbau und am 23. August 1785 wurde das schnaufende Ungetüm erstmals am Schacht in Gang gebracht.

Das Original gibt es nicht mehr. Dafür aber einen originalen Nachbau. Nach Arbeitstechniken des 18. Jahrhunderts erschaffen, steht die "Feuermaschine" im Mansfeld Museum nun ausgerechnet noch neben jenem barocken "Humboldtschlösschen", wo sich besagtes Liebespärchen eingenistet hatte.

"Den Nachbau mit Dampf zu betreiben, hat man aufgegeben", sagt Rommel. Dafür lassen sich mittels Elektromotor die Bewegungen des übermächtigen Kolbens und der Schachtstange eindrucksvoll für Besucher simulieren. Auf Knopfdruck rasselt der eiserne Goliath los - wenn auch ohne den typischen Dampfmaschinen-Sound.

Die Ausstellung im Freigelände ist dem dem Mansfelder Bergbau, dem Hüttenwesen und der Kupferverarbeitung gewidmet. Die Exponate: alte Wasserverrohrungen, Seilscheiben, Stollenkähne, Förderkörbe, Lorenzüge und Schmalspurbahnen stammen aus Sammlungen des einstigen Mansfeld-Kombinats. Selbst Großgeräte aus dem 1909 gegründeten Hettstedter Walzwerk stehen zur Schau. Ein "Hingucker" und gelegentlich ein "Hinhörer" ist die 1952 gebaute und betriebsbereite Lokomobile vom Typ ES 7. Einmal pro Monat darf sie den Besuchern noch etwas vordampfen.

Beim Rundgang im "Humboldtschlösschen" verkünden Gerätschaften, Uniformen, Münzen, und Medaillen das Bergmannsdasein. Faszinierend sind vor allem aber die Mineralien- und Fossilien, die man aus den Tiefen des Mansfelder Landes ans Tageslicht holte.

"Mansfeld Museum", Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr