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Malerei Malerei: Der lange Weg von der Pornodarstellerin zur Künstlerin

Von Brigitte Caspary 24.02.2011, 12:38
Die Erotik-Produzentin Nora Dvorak, alias Dolly Buster, posiert in ihrer Ausstellung in Fürth (Mittelfranken) vor dem Gemälde «Shooting». (FOTO: DPA)
Die Erotik-Produzentin Nora Dvorak, alias Dolly Buster, posiert in ihrer Ausstellung in Fürth (Mittelfranken) vor dem Gemälde «Shooting». (FOTO: DPA) dpa

Fürth/dapd. - Einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen der41-Jährigen mit 31 Acrylbildern zeigt die Galerie Kannegiesser abDonnerstag in ihren neuen Räumen in Fürth.

«Was? Dolly Buster malt?» So ähnlich habe sie auf den Vorschlageines Bekannten reagiert, erzählt Galerie-Besitzerin HeidrunKannegiesser, als ihr dieser nahegelegt habe, doch die Werke desEx-Pornostars auszustellen. Inzwischen sei sie vom Talent desehemaligen Busenwunders aber restlos überzeugt und freue sich schonsehr auf die Zusammenarbeit. «Dolly Buster kann was», schwärmt diequirlige Frau mit den kurzen grauen Haaren. «Sie hat alles, um alsKünstlerin groß zu werden.»

Das Talent der Nora Dvorak wurde schon früh entdeckt: Mit 13Jahren kam sie auf die staatliche Kunstschule in Prag, musste dieseaber kurze Zeit später verlassen, als ihre Familie 1983 nachDeutschland auswanderte. Dort nahm ihr Leben dann einen anderen Weg:Sie lernte 1989 ihren heutigen Ehemann Dino Baumberger kennen undwurde zum Pornostar. Erst 2006 kehrte sie zur Malerei zurück undstudierte mehrere Jahre an der Kunstakademie in Düsseldorf.

Inzwischen ist die Malerei für Dolly Buster ein wichtiges Hobbygeworden, um zu entspannen - und nicht, um damit Geld zu verdienen.Auch wenn die Galerie Kannegiesser ihre Bilder für 3.000 bis 7.000Euro pro Stück anbietet.

«Wenn ich darauf angewiesen wäre, davon zu leben, müsste ichverhungern», sagt Dolly Buster und lacht. Sie habe den Luxus, dannzum Pinsel greifen zu können, wenn sie auch in der Stimmung dazusei. «Ich male eigentlich nie, wenn es mir nicht so gut geht, ichmache das nur, wenn es mir sehr, sehr gut geht», betont sie.

Und wenn sie Zeit dazu hat. Denn auch wenn sich inzwischen vorallem ihr Ehemann um die Produktion der Porno-Filme kümmere, sei siehinter den Kulissen immer noch involviert. Daher komme es durchausvor, dass sie mehrere Monate gar nicht male, dann aber wieder jedenTag.

Zwtl: Neue Werke erzählen Geschichten

Auffallend ist, dass sich durch fast all ihre Bilder ein roterFaden zieht: die Erotik. Dolly Buster malt vor allem nackteFrauenkörper und Frauengesichter mit großen Augen und aufreizendrotem Mund. «Ich habe schon als junges Mädchen nur Frauen gemalt,weil ich sie schön finde», erzählt sie. Ihre Karriere alsPornodarstellerin habe sie bei der Wahl ihrer Motive nicht weiterbeeinflusst. Sehr wohl aber ihre Einstellung zur Erotik. «Ich finde,dass Erotik einfach zum Leben gehört, und unabhängig von mir undmeinem Beruf ist es das, was das Leben so ein bisschen spannendmacht», erzählt sie. «Erotik gehört einfach zu mir.»

Mit ihren jüngeren Werken ist Buster etwas weggekommen vom reinenFrauenbild und will in erster Linie Geschichten erzählen, wie dievon Michael Jackson. «Von der Tragik seines Lebens und den Verrat,den man an ihm ausgeübt hat», erklärt sie.

Dass sie aufgrund ihrer Vergangenheit von manchen Menschen nichtals Künstlerin ernst genommen wird, ist ihr egal. «Ich kann damitleben», sagt sie lakonisch. Sie distanziere sich auch nicht vonihrem Beruf. Schließlich gebe es viele Menschen, die ihre Kunstgerade deshalb spannend fänden und in ihre Ausstellungen gingen.Etwa acht hatte sie schon, darunter in Hamburg, Wien und Kitzbühel.

«Es ist nicht so, dass ich hinter den Galerien her bin und darumbettle, ausgestellt zu werden», erzählt sie. «Ich warte, bis man aufmich zukommt, weil man meine Kunst gut findet.» Und wenn allespasse, stelle sie gerne aus. «Aber ich muss es nicht. Es ist fürmich nicht lebensnotwendig.»