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"Maischberger" "Maischberger": Nichts Neues zum Fall Hoeneß

Von Bärbel Böttcher 21.05.2014, 06:10
Sandra Maischberger
Sandra Maischberger ARD Lizenz

Halle (Saale) - Was ist der Gegenwert von  28,5 Millionen Euro, die der ehemalige Präsident des FC Bayern nachweislich an Steuern hinterzogen hat? Nun, dafür könnten ein Jahr lang 1000 Krankenschwestern bezahlt werden. Die Summe würde für den monatlichen Regelsatz von 73.000 Hartz-IV-Empfängern reichen - und 114 Jahre lang für das Kanzlergehalt. Das alles erfährt der Zuschauer in der ARD bei „Menschen bei Maischberger“.

 „Danke, Uli Hoeneß! Wird die Steuermoral jetzt besser?“ lautete der Titel der Talkshow. Es diskutierten der ehemalige bayerische Finanzminister Erwin Huber (CSU), der Kabarettist Ingo Appelt, „taz“-Chefredakteurin Ines Pohl, die Moderatorin Verena Kerth, der Chefredakteur des Magazins „Wirtschaftswoche“ Roland Tichy und der ehemalige Vorsitzende der Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek.

Doch es dauerte geraume Zeit, bis die Runde zu dem eigentlichen Thema kam. Zunächst wurde darüber diskutiert, was ohne Hoeneß aus dem FC Bayern wird, wann der ehemalige Manager überhaupt ins Gefängnis einrückt und wie viel von seiner Haftstrafe er wohl abbüßen muss.

Kritisch beleuchtet wurde der „Tag der offenen Tür“ in der Haftanstalt. Schließlich habe auch Hoeneß Persönlichkeitsrechte, befand Ines Pohl. Zudem wurden Nebenkriegsschauplätze eröffnet: Reagiert der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) angemessen, wenn er auf der Meisterfeier des FC Bayern ausschließlich die Verdienste von Hoeneß herausstreicht? Trat der Münchner Ex-OB Christian Ude (SPD) ungerechtfertigterweise nach, als er ihm im „Spiegel“ maßlose Geldgier vorwirft?

Nicht Hoeneß, sondern Strafverschärfung

Die Maischberger-Runde zerfiel in Hoeneß-Versteher und Hoeneß-Kritiker. Verena Kerth, die frühere Lebensgefährtin von Oliver Kahn, outete sich als Hoeneß-Fan und kann sich Meisterfeiern ohne den Bayern-Macher  einfach nicht  vorstellen. Zu den schärften Kritikern gehörte Steuer-Experte Dieter Ondracek, der darauf verwies, dass  dem Staat durch Steuerhinterziehung jährlich 20 Milliarden Euro verloren gehen.

Dazwischen agierte diplomatisch ausgewogen Erwin Huber, der es Hoeneß als Verdienst anrechnete, dass jetzt die Zahl der Selbstanzeigen von Steuersündern in die Höhe schnellt. Ines Pohl äußerte jedoch Zweifel an genau dieser Feststellung. Für sie sind es die vorliegenden Steuer-CDs und die drohende Strafverschärfung, die Steuerhinterzieher dazu bewegen, sich ehrlich zu machen. Die Argumente, die ausgetauscht wurden, waren alle sattsam bekannt.

Wirtschaftspublizist Roland Tichy führte die Runde  auf ein neues Feld: Es sei gruselig, wenn jetzt jeder Bürger verdächtigt werde, Steuern zu hinterziehen. Ein Überwachungsstaat drohe. Bei Verena Kerth hat Tichy offenbar sogar in den Kleiderschrank geschaut und festgestellt, dass Schenkungssteuer für teure Kleider, die sie einst von Olli Kahn bekam, fällig sei.

Roland Tichy war es dann auch, der den Spieß umdrehte und befand, dass Steuerhinterziehung zwar schlimm sei, aber auch auf die Steuerverschwendung geschaut werden müsse. Natürlich fiel das Stichwort Flughafen Berlin-Brandenburg.

Kurzum: Die Diskussion, die über Strecken langatmig war,  zeigte nicht wirklich neue Aspekte. Es wurde lediglich ein Thema am Kochen gehalten, über das nahezu alles gesagt ist. Wahrscheinlich aber noch nicht von allen.