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Magdeburger Theater-Streit Magdeburger Theater-Streit: Scherbenhaufen muss nun ein Anderer wegkehren

Von Andreas Hillger 17.07.2003, 18:19

Magdeburg/MZ. - Auch wenn der unmittelbare Anlass für dieEntscheidung nicht öffentlich genannt wird,sind ihre Gründe offensichtlich. Max K. Hoffmann,der das TdL seit 1991 leitete, hatte zuletztdurch selbstherrliche Personalpolitik unddurch dreiste Etat-Überziehungen für Zwistgesorgt. Die Berufung des neuen GeneralmusikdirektorsGerd Schaller gegen den erklärten Willen desOrchesters wurde von der Veröffentlichungeiner wüsten Beschimpfung konterkariert, mitder Hoffmann dessen Vorgänger Christian Ehwaldbedacht hatte: "Du, der Du schon im FDJ-HemdBeethovens 9. zu DDR-Zeiten dirigiert hast,(...) hast hier aus Feigheit und OpportunismusBasisdemokratie betrieben, die die Grundlagejeder Demokratie zerstört. Den Scherbenhaufenhaben wir jetzt wegzukehren und glaub es mir:Dich kehre ich auch gleich damit weg."

Da dies keineswegs ein cholerischer Ausbruchhinter verschlossenen Türen, sondern eineschriftlich fixierte Rede vor der versammeltenTheaterleitung war, musste Trümper handelnund erteilte Hoffmann eine Abmahnung wegenFehlverhaltens gegen leitende Mitarbeiter.Doch statt den Kollisionskurs zu verlassen,setzte der Gemaßregelte nach: Eine Intrigegegen sein hochfliegendes Projekt einer Open-Air-Aufführungvon Richard Wagners "Ring des Nibelungen"wollte er in der Abmahnung und in der kritischenWürdigung seiner Etat-Überziehung von 368000Euro erkennen. Nun gilt jener Satz, den Hoffmanneinst Ehwald und dem von ihm ebenfalls entlassenenKapellmeister Jan Michael Horstmann nachgerufenhatte, für ihn selbst: "Ich sage Euch, esgibt ein böses Erwachen. Die Politik - unddas ist die Wirklichkeit - wird es Euch lehren."

Da sich die letzten Vorwürfe gegen Hoffmannauf Vorgänge innerhalb der letzten vierzehnTage bezogen und die fristlose Kündigung nurinnerhalb von zwei Wochen ausgesprochen werdenkonnte, wurde ihm die Nachricht gestern sowohlschriftlich an seine Heimatadresse als auchper Fax an seinen Urlaubsort in Irland zugestellt.Zugleich beschloss der Stadtrat, dass derOberbürgermeister den Dialog mit dem Intendantenüber eine einvernehmliche Einigung suchensolle.

Für eine solche Lösung sieht Trümper inzwischenbegründete Hoffnung, nachdem ihm Max K. HoffmannGesprächsbereitschaft signalisiert habe. Unddamit stünde der Interims-Lösung, die bereitsab Herbst in Kraft treten muss, nichts mehrim Weg. Über mögliche Kandidaten wollte LutzTrümper gestern nichts sagen. Aber immerhinverwies er darauf, dass die Freien Kammerspielejenes überregionale Profil gewonnen haben,welches er sich auch für das TdL wünscht.